Während ich nach meinem letzten Streifengang vor gefährlichen Internetz-Seiten warnen mußte, kann ich heute wieder auf einige erfreuliche Entwicklungen hinweisen: Nachdem Genossin Merkelova nach Kohl, Merz, Hohmann und vielen, vielen Ungenannten nun endlich auch Roland Koch besiegt hat, ist der Endsieg der sozialistischen Weltrevolution nicht mehr weit. Nehmen wir Berlin: Unser Genosse Karl-Heinz Kurras darf sich heute seiner Pension freuen, die ihm die Kulaken gern bezahlen, obwohl er ihnen in seiner aktiven Zeit kräftig eingeheizt hat. Hätte es die Revolution von 1968, die das faschistische Adenauerdeutschland in seinen Grundfesten erschüttert hat, überhaupt gegeben, wenn dieser tapfere Tschekist nicht getarnt im Gewand eines faschistischen Polizisten den Genossen Ohnesorg erschossen hätte? Hätte sich je die Putztruppe herausgebildet, in der Genosse Fischer seine wesentlichen Qualifikationen für höhere Ämter erworben hat? Sicher nicht. Ganz Deutschland würde noch heute im Adenauer-Mief darniederliegen, und wer weiß, ob wir den Beitritt der BRD zur Deutschen Demokratischen Republik dann auch so reibungslos hätten einfädeln können. Deutschland hat Genossen Kurras viel zu verdanken, also soll es auch dafür blechen.
Die Dankbarkeit Deutschlands gegenüber seinen Freunden und Förderern ist ohnehin größer, als dies die veröffentlichte Meinung bisweilen glauben läßt. Auch der größte Freund des deutschen Volkes, Genosse Josef Wissarionowitsch Stalin, wird in Berlin angemessen öffentlich geehrt, wie auch Genosse Lenin, der freundlich von der Façade einer Schwimmhalle lächelt, während Genosse Stalin am Treptower Ährenmal sogar mit dem schönen Sinnspruch
»Die Ideologie der Völkerfreundschaft hat den vollen Sieg über die hitlerfaschistische Ideologie des bestialischen Nationalismus und Rassenhasses errungen.«
verewigt ist.
Nicht nur hier im AutorInnenkollektiv Hilde Benjamin, nein, überall in Deutschland gibt es wachsame Genossen, die sofort jeden Trotzkisten entlarven, der es versucht, die revolutionären Kräfte zu unterwandern:
Trotzki hat 1939 die Katze aus dem Sack gelassen. Genau wie die reaktionären Staatsmänner des Westens, die bis 1940 Hitler erst einmal durch ihre Politik kriegsfähig machten, stellte Trotzki Hitler und Stalin, damit die Nazis und die Kommunisten, auf eine Stufe:
„Wenn Stalin seinen Verbündeten Hitler überleben sollte, dann nicht für lange. Das Zwillingsgestirn wird hinter dem Horizont versinken.“
Stalin versank nicht hinter dem Horizont. Die Sowjetunion unter seiner Führung schlug die deutschen Faschisten vernichtend. Solange Stalin lebte und seine revolutionäre Linie fortgesetzt wurde, erstarkte die UdSSR und das sozialistische Weltsystem. Erst als Chruschtschow und dessen Nachfolger mit allen Verrätern scharwenzelten, so mit Tito, aber auch mit den Trotzkisten, wurde das sozialistische Lager schwächer und ging 1990 dann unter. Die Führung der Sowjetunion hatte immer mehr mit dem Imperialismus paktiert und die Unterschiede zwischen Kommunisten und Verrätern am Kommunismus bis zur Unkenntlichkeit verwischt.
Solche Wachsamkeit ist der Garant des Endsieges der fortschrittlichen, friedliebenden, wahrhaft stalinistischen Kräfte! Venceremos, Genossen!
Karl Eduard
Mai 27, 2010
Wie? Hatte sich Genosse Ohnesorg nicht selbst geopfert, um ein Fanal zu setzen? Der Funken, aus dem die revolutionäre Flamme schlagen sollte. Natürlich ist es schon richtig, Legenden über seine Ermordung durch reaktionäre Kräfte aufrechtzuerhalten, wo es doch ein sozialistisch vereinbarter Opfertod war, um den Sozialismus in der DDR zu stabilisieren und dem absterbenden Kapitalismus im imperialistischen Deutschland den Gnadenstoß zu geben. Ohne die Kooperation zwischen den gefeierten Kundschaftern des Friedens und dem heldenmütigen Genossen Benno hätte das nie geklappt. Weshalb die Genossin Jelpke schon zu recht feiert, wen sie feiert.
aron2201sperber
Mai 27, 2010
Märtyrer sind nun einmal notwendig, um die durch bürgerliche Institutionen wie die Ehe oder Bier eingelullten Massen von der Notwendigkeit des revolutionären Kampfes zu überzeugen.
durch den mutigen Einsatz des Genossen Kurras bekam die 68er Bewegung auch ihren eigenen „Horst Wessel“ – sein Einsatz kann daher gar nicht hoch genug eingeschätzt werden
harrytisch2009
Mai 27, 2010
Kurras ist in der Tat ein nicht zu unterschätzender Blutzeuge der Bewegung, allerdings würde ich eher den Genossen Che als das rote Pendant zum vorzeitig in die Ewigen Jagdgründe eingegangenen Kameraden der nationalen SozialistInnen, Horst Wessel, betrachten.
Wie Wessel ist auch Che Popstar – Kurras war das nie…
Abschnittsbevollmächtigter
Mai 27, 2010
Mit dem Blutzeugen war ja nicht Kurras gemeint, sondern Ohnesorg. Ein Benno-Ohnesorg-Lied fehlt freilich wirklich schmerzlich. Vielleicht kann der Zirkel schreibender Arbeiter da abhelfen. Die DFD-Gruppe könnt das dann feierlich uraufführen. Nur von hohen Fahnen und geschlossenen Reihen und dergleichen sollte da im Text nichts stehen, das ist in Deutschland untersagt. Obwohl es ja zu einem Ohnesorg-Lied fraglos passen würde.
harrytisch2009
Mai 27, 2010
Sorry, verwechselt… immerhin haben beide ja auf ihre Weise einen wichtigen Beitrag zur Verwirrung des Klassenfeindes geleistet.
Und im Texten sind wir ja geübt – der Zirkel schreibender Arbeiter hat sich auch an einem Textwettbewerb der fortschrittlichen Katholischen Jugend in der Diözese Linz beteiligt und zu einem Protestlied folgende becheresk anmutende Zeilen beigetragen:
„Ich wünsch die Kirch mir kunterbunt,
wie die Lein` von meinem Hund,
und dass alles dort so sei
wie in den Armen der Partei.
Und sie soll so offen sein,
wie der A**** ihrer Lakai(e)n,
Mensch, denk, der Glaube ist nicht viel,
der Sozialismus ist das Ziel!“
aron2201sperber
Mai 27, 2010
wirklich ein Jammer, dass bislang niemand unserem Märtyrer ein musikalisches Denkmal gesetzt hat.
doch ich habe mir über diesen Mangel darüber hinweggeholfen, indem ich statt Willi bei jedem meiner zahlreichen Konstantin Wecker-Konzertbesuche lauthals „Benno“ statt „Willi“ gesungen habe:
geeeeeestern homs`n Benno daschlogn
und heeeeid und heeeeid und heeeeeid
wird er begrooobn
Abschnittsbevollmächtigter
Mai 27, 2010
Weil Du gerade »Willi« sagst: Der hat natürlich seine unsterbliche Hymne:
DFD-Vorsitzende
Mai 27, 2010
Genossen,
unsere DMD-Gruppe ist voll begeisderd. Ääh voll, und voll des Lobes und begeisterd.
Nach dem Einverleibung der geschlechtsneutralen IslamInnen beiderlei Geschlechts in unsere uniformierten bewaffneten Organe, wo ihr in unseren kummonistischen Weltenbund inkognito eingegliedert habt, konntet, durfen – , dürfen wir da auch noch auf die fortschrittlichen Katholiken hoffen?
Das wäre ja —huuu – ein Wunder! Mir sind aber auch sehr konsterniert, daß das mal keine Falle ist.
Genossen, haldet mich fest, nicht daß mir alle noch katholisch werden, denn wenn, dann nur fortschriddlich katholisch, sozusagen eins mit der siegreichen kommunistischen-superkatholischen Speerspitze! Auch wir sehen das so, daß alles, die ganze Welt, außer rot höchstens noch bunt sein kann, wie die Lein von mein Hund, aber nicht schwarz.
Aber wachsam sein, Genossen – so ein Wunder kann dann auch wieder nach hinden losgehen!
Unsere Abteilung für politische Propaganda muß sorgfeltig vermeiden, daß das wie ein Wunder aussieht, damit unsere Genossen nicht in ihrer revolutionären Raserei, ihrem Siegesdaumel, zu den Katholischen flüchten und dann bei die Falschen geraten, die also, wo solche nichts mit dem Wunder zu tun haben.
Ich muß sagen, Genossen, dieses Lied hat mich überzeugt, wie es sonst höchstens Genosse Dschugaschwilli oder Claudia Roth mit ihren klaren Klassenstandpunkten geschafft hätten.
Ich hoff ihr habt komsomalplizierten Sachverhald verstanden.
hicks …
Nostalgie
Mai 28, 2010
Genossin DFD Vorsitzende ich denke deine Sorgen sind unbegründet.
Bekanntlich ist die Kirche ja immer dabei dem Zeitgeist hinterher zu rennen und ist jetzt endlich im Jahre der Erfindung der Wahrheit, dem glorreichen Jahr 1968 angelangt.
Von einigen unwichtigen klerikalfaschistischen Gruppierungen abgesehen glauben die ja selber nicht mehr „an jenes höhere Wesen, das wir verehren“
Deshalb können verdiente Genossen durchaus zum Zwecke des Agit Prop bei den revolutionären Sängerwettstreiten mitmachen.
DFD-Vorsitzende
Mai 29, 2010
Nu jaa, ?!?!??? Genosse Nostalgie,
ich weiß nicht, man hat schon Pferde kotzen sehn.
Die von der Partei vorgeschriebenen kommunistischen und sozialistischen Liedgüter, die üben wir kritiklos ein, keine Frage. Die sind ja in Stahl gegossen, und mit Hammer und Sichel geschmiedet, so wie unsere fortschrittlichste aller fortschrittlichen Weltanschauungen, der sich die Erde beugen muß – und der Himmel in Kürze auch – und zwar ohne Widerspruch.
Aber das Liedgut der fortschittlichen Katholiken hat noch in sich einige klassengegnerische Elemente, die es noch auszumerzen gilt.
Das mit dem kunterbunt, da fehlt doch noch viiiiiel mehr Rotes hinein. Die Rotbunten haben wir zwar schon so gut wie in unserem Sack, aber der ist noch nicht zugebunden. Das kann auch ein trojanisches Pferd sein, uns von innen her mittels irgendwelcher ´Wunder´ zu verwirren und der ganze Kram geht nach hinden los. Vielleicht sind die fortchrittlichen Katholiken bloß die Spitzel, die uns Kommunisten und 68er und sonstige heroische Weltbürger, einkreisen wollen, um uns hinderlistig bis da hinaus in ihre Kirche zu locken?
Also können wir denen trauen, die trauen sich doch selber nicht mehr? Daß denen nicht zu trauen ist, haben die doch bewiesen, wenn die den Mantel in unseren Wind hängen.
Uns freud das, ja – aber ehe die in die kommunistische Partei eintreten dürfen, müssen die künftigen Genossen erst durch die Parteischulen.
Das verlangt unsere DMD-Gruppe schon aus Sicherheitsgründen.
Mit sozialistischen Gruß DMD-Vors.
und das genossen, habt ihr sicher gemerkt, gebe ich bekannt in großer Nüchernheit
Nostalgie
Mai 30, 2010
Das stimmt allerdings Genossin, dass die fortschrittlichen Katholiken sehr unsichere Kantonisten sind.
Ich denke da nur an Nikaragua, obwohl es aus Gründen des Geschmacks sehr gut ist, dass wir den Nikaragua Kaffee nicht mehr trinken müssen…
So bleibt doch festzustellen, dass die nicht bereit waren für die Errungenschaftend er Revolution zu kämpfen…..
Naja und das die gar nicht mehr wissen, was sie glauben, wollen oder auch nicht wollen, dass lässt sich zwar gut gegen die doch noch vorhandenen konservativen Kräfte in Stellung bringen, aber eine aktive Rolle im Klassenkampf sollte man denen nun doch nicht geben.
Das siehst du sehr richtig und nüchtern.