Euro-Shima, Kredit-Tsunami und Super-Bahnhofs-GAU: Quo vadis, Deutschland?

Posted on Juni 26, 2011 von

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Nachdem der Untergang des Abendlandes deutschen Teils inzwischen bereits als mehr oder weniger gesetztes Datum erscheint, stellt sich für uns als Freunde der sozialistisch-leichten Tanzmusik die Frage: Wo nimmt man und wo will man uns noch? Wo braucht man uns vielleicht schon lange und weiß nur noch nichts davon?

Für die Protestanten-Madame Margot Käßmann-Prost und ihre Entourage würde sich die Frage ganz ähnlich stellen, aber zum einen scheint die Kinderbuchautorin für sich persönlich darauf bereits eine angemessene Antwort gefunden zu haben und arbeitet nach unbestätigten Gerüchten emsig und in breiter Front (Genoss_innen, ich verbitte mir dieses Gekicher, wo einzig eine Flasche Becherovka etwas mehr proletarische Bewusstseinsbildung angemessen wäre!) daran, dass der nächste evangelische Kirchentag vom Stuttgarter Weindorf veranstaltet wird, aber nur, wenn in Kabul keine Kaiserlinden im Wege stehen.

Zum anderen ist Religion bekanntlich das Opium des Volkes. Wir, Genoss_innen, wissen das, ohne dass man es uns sagt, aus dem Standardwerk der wissenschaftlichen Weltanschauung; woher der „Künstler“ gewordene Klassenfeind Mel „Peace of Poland“ Brooks es weiß, das wissen wir nicht. Allein, die deutsche Friedensbewegung müsste sich gelegentlich wundern, warum ihre Parolen ihrem historischen freiwillig-unfreiweilligenVorbild immer dann zum Verwechseln ähnlich sehen, wenn es in dieser Szene einmal „politisch“ zu werden beginnt

Im Zustand ihrer tiefsten Verblendung merken auch die protestantisch Opiatisierten nicht, welcher Wahn sie gefangen hält, und das ist vielleicht ihr einziger Segen. Klerikale Betroffenheitsrituale sind jedoch nie und niemals genug, wenn es heißt aufzustehen und zu kämpfen für die gerechte Sache der Weltrevolution! Lasst uns in der Zärtlichkeit zwischen den Völkern nicht heilig, sondern praktisch werden!

Aber: Wohin können wir uns wenden, um die Sache der unterdrückten Völker voran, und nebenbei unsere Schäfchen ins Trockene zu bringen? Denn eines dürfte klar sein: Wir zahlen nicht für Eure Krise, und schon gar nicht mit unserer Biografie; wir haben aber nichts dagegen, wenn jemand anders das tut.

Deshalb an dieser Stelle: Auswanderungs-Tipps und Betätigungsfelder für angehende Welt- und Sozialrevolutionäre (beiderlei Geschlechts), die sich aus dem Schweinesystem, dem imperialistischen Du-bist-Deutschland endlich verabschieden wollen:

Palästinensische Gebiete – ein Traum für alle Naturbursch_innen beiderlei Geschlechts und spätestens seit der Pleite von Böse-Kuhlmann-Tours ein „politisches“ Muss für alle aufrechten deutschen Volks-Genossen. Reichlich Bewegung und Leibesertüchtigung an der frischen Luft sind garantiert: werfen, fangen, rennen, kloppen – alles für den guten Zweck, den legitimen Widerstand gegen das zionistische Gebilde.

Pjöngjang, Nord-Korea: seit Jahrzehnten führend auf dem Gebiet des progressiven Sozialismus. Üppiger Stalin-Barock, eine unterhaltsame und polyglott-mondäne Intelligentsia, immer wieder zentral geplante, effektive Maßnahmen zur allgemeinen Gewichtsreduktion und an jedem zweiten Abend mit dem Stromausfall zu Bett: Das macht das Paris des Fernen Ostens zum Paradies des neuen, CO2-neutralen Menschen.

Mansu-Hügel, Pjöngjang. Diese Aufnahme entstand während der offiziellen Begrüßungsfeierlichkeiten für alle Einreisewilligen des Jahre 2010.

Argentinien, die demokratische Muster-Kleptokratie hat jede Menge Talent zur proletarischen Bewusstseinsbildung. Das macht die Tango-Republik am Río de la Plata zum Mekka aller Studiendirektor_innen, die nicht allein schon deshalb mit ihrer sogenannten Berufstätigkeit aufhören möchten, nur weil die Frühverrentung endlich attraktiv zu werden beginnt – der Argentinazo mahnt, mahnen Sie zurück!

Cuba. Leichte Kleidung, leichte Speisen, leichte Drinks – leicht und von materiellen Effekten völlig unbeschwert das gute sozialistische Leben genießen und den Kampf gegen den Yankee-Blockade-Imperialismus führen; fantasievoller, kreativer und ressourcenschonender Nahverkehr, denn ernstzunehmende Ressourcen gibt es nicht, nur Zuckerrohr, und das wird auch weiterhin ohne internationale Kohlenwasserstoff-Lobby zu Bio-Sprit veredelt. Nach wie vor der Szene-Tipp für alt-jung gebliebene Revoluzzer_innen, die auf den Spuren des Che wandeln möchten – heute, morgen, übermorgen.

Süd-Jemen: für die Fans der geheimnisvoll verschleierten Volksdemokratie. Dank der lokalen Trachten äußerst empfehlenswert für Poly-Allergiker mit Lichtschutz- und Sonnenlicht-Allergie. Besonders Vorsichtige lassen sich gleich nach der Landung entführen und verbringen ihre Tage und Nächte in einem schattigen Keller, bis ihnen vor laufender Kamera den Kopf abgeschnitten wird – ein kleines Geschenk an die große Sache.

Tischlein, deck dich! Die HO-Gastronomie der sozialistischen Volksdemokratie Jemen sorgt fürs Gemeinwohl - und das ganz ohne Bio-Marketing!

Weißrussland: Meinungsmanagement und Bewusstseinskontrolle auf Weltklasse-Niveau. Von Konterrevolutionären und Neokonservativen als „Europas letzte Diktatur“ verfemt, stellt das absolut friedliche, freie Land sich umso entschiedener der Ausbeutung von Kohlenwasserstoffen entgegen, deren Entdeckung die unvermeidliche Folge von Freedom & Democracy wäre. Kein Öl? Kein Krieg!

Gegen Krieg wegen Öl hilft nur Erdgas. Das weiß auch Lukaschenko, dieses Sozialist gewordene Bollwerk der friedlichen Nutzung von Kohlenwasserstoffen.

Somalia: für die Freund_innen des Authentischen, des echten Lebens und des wahren Wahnsinns. Bürgerkrieg, Stammeskrieg, jede/r gegen jede/n – was wie ein Tag in einer beliebigen deutschen Fußgänger_innen-Zone anmutet, ist im somalischen Alltag gängige Praxis – sogar, wenn es gar nichts zu kaufen gibt! Die gesellschaftliche Wirklichkeit drückt sich in ihren Verkehrsformen aus, das wusste schon Marx, und hier in Somalia bekommen Sie beides: die Wirklichkeit und die Gesellschaft – und das bei minimalem CO2-Abdruck! Ein Geheim-Tipp für alle Ökos der ersten und der letzten Stunde.

Trotz der seit Jahrzehnten anhaltenden, blutigen Repression durch die Agenten des Imperialismus hat die somalische Frau ihren festen Platz in der sozialistischen Gesellschaft ihres Landes erobert.

Myanmar: ein Land, über das im sogenannten Westen so gut wie gar nichts bekannt ist – außer, dass es existiert. Genau das ist ihre Chance: Fahren Sie hin und zeigen Sie’s uns! Zeigen Sie der Welt das wahre Myanmar – auch wenn es mangels Masse vielleicht gar nicht viel zu zeigen gibt. Die letzte fast vollkommen konsumfreie Zone des Planeten heißt Sie und Ihre Rente mit asiatischer Gastfreundschaft herzlich willkommen!

Freiwillige Anti-Konsum-Brigaden, wie diese hier in Myanmar, sorgen dafür, dass Mercenäre und Diversifikanten den freiwilligen Konsumverzicht des Volkes nicht unterwandern.

Venezuela: ein exklusives Angebot für alle aufrechten Klassenkämpfer_innen, die wissen, was sie sich wert sind. Freundliches Hauspersonal, passend zu den Tropenholzmöbeln aus nachhaltigem Anbau – das ist nationaler Sozialismus der De-Luxe-Kategorie! Und vor Ihrer Tür liegt Caracas, die pulsierende Blase der volkseigenen Kohlenwasserstoff-Wirtschaft. Das ist keine Chávez-Version der Truman-Show, es ist auch keine konterrevolutionäre Ausgeburt kulturindustriellen Film-Yankeetums – es ist echt, es ist wahr, es ist der siegreiche Bolivarismus!

Berlin, Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg: warum in die Ferne schweifen, wenn das Fremde liegt so nah? Fangen Sie in Berlin-Süd-Ost, in Stroebeles Neu-Schwaben-Land, ein neues, gutes Leben an! Hohe Service- und Beratungsdichte garantiert Ihnen einen reibungslosen Bezug hochwertiger Transferleistungen, und was die lokale Gastronomie anbelangt, ist hier alles fast genau, wie überall, nur eben auf autochthonem Hygieneniveau („Kehrwoche“). Fazit: Auswanderung „light“, der Szene-Tipp für die Neuanfänger_innen der nationalen Migrations-Bewegung, die sich nicht nur wie bei Mutti fühlen, sondern auch so benehmen möchten.

Schwabenfeindlichkeit. Gesehen in Berlin, Hauptstadt. Das letzte Tabuthema des Klassenkampfs - zerschlagen wir es mit eiserner Faust!

Nun ist es an Ihnen, werte Leser_innen, Ihre Wahl zu treffen!