
Wann immer die Partei der Arbeiterklasse, die Partei der kritischen Intelligenz, die Primatenpartei und alle anderen Speerspitzen des gesellschaftlichen Fortschritts Grund zur öffentlichen Empörung sehen, muss es wirklich einen gravierenden Anlass dafür geben.
Der jüngste Grund, die neoliberalen Ausbeuterknechte in Bund und Ländern fleißig für ein neues ’33 üben zu sehen, ist der so genannte „Jugendmedienschutzstaatsvertrag“, mittels dessen Anbieter_innen von Webcontent, darunter auch Blogs wie Bluthilde (würden sie nicht ohnehin im Ausland gehostet), dazu veranlasst werden sollen, ab 1.1.2011 Alterskennzeichnungen einzuführen, die eine Kopplung an Filterprogramme ermöglichen.

Um Zustände wie in den USA zu vermeiden, wo statt gebildeter, fortschrittlicher Persönlichkeiten wie der Genossin Claudia Roth fundamentalistische, dumme Provinzmütter die Geschicke bestimmen, ist jederzeit altersgerechte Bewusstseinsarbeit erforderlich!
Aus Sicht unseres Autor_innenkollektivs ist das gleich in mehrfacher Hinsicht ein unerträglicher Skandal. Zum einen stellen Filterprogramme – ebenso wie auch das berüchtigte Filterblog – grundsätzlich ein reaktionär-chauvinistisches Gefahrenpotenzial dar, das hinterwäldlerischen, abergläubischen Familienvätern, Waffenfetischisten und Countrymusikfans ein Instrument an die Hand gibt, um ihre Kinder in konterrevolutionärer Selbstabgrenzung von progressiven Inhalten fernzuhalten.
Darüber hinaus haben wir bereits hier deutlich gemacht, dass „Kinder-“ oder „Jugendschutz“ nur Anliegen einer verklemmten und der Verwertungslogik der internationalen Finanzmonopole ergebenen Gesellschaft sein können, die falsches Bewusstsein tolerieren und auf diese Weise unterstützen will. Wie beispielsweise die Genossin Weisband dankenswerterweise zu bedenken gibt, ist der Weg von dorthin bis zu einer Enthaltsamkeitserziehung, wie wir sie vom Affen Bush und der dummen provinziellen fundamentalistischen Hexe Sarah Palin kennen, nicht mehr weit. In diesem Zusammenhang ist auch die Mahnung seitens des Genossen Posener vor der Palinisierung der ultrareaktionären Ministerin Kristina Schröder noch einmal zu unterstreichen, welche die Unverfrorenheit besaß, die Erkenntnisse der Genossin de Beauvoir und damit die Grundlagen der Genderpolitik in Frage zu stellen.
Wie wir bereits mehrfach unterstrichen hatten, halten wir eine umfassende proletarische Bewusstseinsbildung in Medien, Schulen und staatlich organisierten Erziehungskollektiven schon im frühesten Kleinkindalter für zwingend geboten. Von diesem Standpunkt aus würden wir auch für unser Blog keinerlei Altersbeschränkung für die ideale Lösung halten.
Allerdings ist die Entwicklung des sozialistischen Bildungs- und Betreuungssystems zurzeit noch nicht ganz so weit fortgeschritten, dass allzu viele Kleinkinder von sich aus den Drang verspüren würden, sich auf diesem Niveau mit den Klassikern des Marxismus-Leninismus zu befassen, sondern dass sich die Entwicklung des eigenen Klassenstandpunktes in dieser Altersgruppe doch tendenziell eher auf der Basis wertvoller Lernmaterialien wie „Zeig mal!“ oder Salzkottener Agitproptheaterevents vollziehen dürfte.
Wir sollten uns da schon an der Entwicklungsstufe der Produktivkräfte im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang orientieren und unsere Selbsteinstufung im Sinne des JMStV an die allgemeinen Gepflogenheiten anpassen.
In einer Zeit, da bei allen Integrationsbemühungen in den demokratischen Block immer noch potenziell für die faschistische Reaktion nutzbare Parteien an der Regierung sind, müssen wir ihre mögliche Vorgehensweise vorausahnen können. Und im schlimmsten Falle könnten diese uns – durch regressive Einpeitscher aufgehetzt – vorwerfen, wir würden auf unserem Blog „sexuelle Perversionen“, „Gewaltdarstellungen“ oder „Obszonitäten“ darbieten – denn so nennen sie das, was für uns Ausdruck einer dynamischen gesellschaftlichen Entwicklung und einer Infragestellung entfremdender Lebensumstände ist.
Sollte es aber so kommen, müssen wir auf Nummer sicher gehen und uns so selbst einstufen, wie es beispielsweise auch die FSK der Filmindustrie mit expliziten Inhalten dieser Art machen würde. Und auf diesem Wege können wir nur zu einem Ergebnis kommen: Bluthilde ist ab 12!
politbuerokrat
Dezember 3, 2010
Es ist unverantwortlich, unser blog nur für über 12-jährige zuzulassen. Sogar säuglinge haben ein politisches bewusstsein, das durch agitprop gebildet und durch demoaufrufe –beispielsweise die Schrei dich frei-demo aktiviert werden muss. Gerade die kinder?innen brauchen politische und sexualpädagogische bildung, sollen sie nicht zu kleinen faschisten werden.
harrytisch2009
Dezember 3, 2010
Ist schon richtig… aber in jener Form, die wir hier bieten, werden sie selten in der Lage sein, unseren Gedanken zu folgen. So wie die Arbeiterklasse der Führung durch die kritische Intelligenz bedarf, um die Erfordernisse des Klassenkampfes in der jeweiligen Phase des gesellschaftlichen Produktionsprozesses korrekt zu deuten, so brauchen Kinder_innen die entsprechende Schulung durch gefestigte Sachwalter_innen der Partei in Schulen und Kindergärten. Die theoretischen Grundlagen hiefür finden sich auf unserem Blog – die Genoss_innen müssen die von uns vermittelten Erkenntnisse in einer kindgerechten Sprache weitertragen.
Иосиф Виссарионович Джугашвили
Dezember 4, 2010
Ausgezeichnet, junger Genosse! D’accord!
Und dabei ganz einfach umzusetzen: Es genügt vollauf, die Direktiven unseres verehrungswürdigen Vordenkers Daniel Cohn-Bendit in den Rang von Gesetzen zu erheben. Schon vor Jahrzehnten hat er mit Herz und Hand die sozialpädagogische Bildung in Kindergärten entrümpelt und von konservativen Berührungsängsten befreit. Ihm nachzueifern ist unsere revolutionäre Pflicht.
Genoss_Inn Rothaut
Dezember 4, 2010
Richtig Genoss_inn Иосиф Виссарионович Джугашвили, und hier können sie sich über Cohn-Bendit_inns antikonservatives Wirken informieren:
In der Mitte der Aufzeichnung_inn erklärt er auch wie er den Kinder_innen seinen Sozialismus eingeführt hat.
(Nur der Klassenfeind wird diesen Satz für doppeldeutig halten.)
Иосиф Виссарионович Джугашвили
Dezember 4, 2010
Seien Sie mit bolschewistischem Dank überschüttet, Genoss_Inn Rothaut!
Nicht nur des Hinweises auf dieses von Revanchisten unterdrückten Bild- und Tondukument wegen, das unseren begnadeten Pädophilosophen im vollen Saft seiner erfrischend
ejakulativenregulativen Fortschrittlichkeit zeigt.Nein, auch weil Sie mich eines Typfälers (oder einer allzu wohlmeinend gutmenschlichen Zensur durch unsere allzeit wachsamen KGB-Zerberusse) gewahr werden ließen: Wo ich ursprünglich die sexualpädagogischen Verdienste Cohn-Bendits zu rühmen meinte, steht nun „sozialpädagogisch“, was seine aufopfernde Forschung (die weder den eigenen noch den Leib der ihm anvertrauten Kind_innen schonte) adjektivisch ein wenig schmälert.
Nein, Zensor! Wenn ich sagte: sexualpädagogisch, dann habe ich das auch so gemeint — und der rote Dany erst recht. Niemand hat das Recht, die Ausflüsse unserer Feldforschung zu verdünnen.
Sie freilich, Genoss_Inn Rothaut, haben mit linientreuem Scharfblick erkannt, daß der Sozialismus, wo noch nicht klassenlos verwurzelt, erst durch Penetration von Kindergärten, Vor- und Volksschulklassen organisch verankert werden kann.
Bravo und harascho, Rothaut!
Feliks Dzerzhinsky
Dezember 8, 2010
Gaebe es da nicht ein paar parlamentarische Zwaenge, so hiesse das ja auch „Vertrag zum Schutz von Jugend und Medien“.
Nur weil jetzt die praesidale Notverordnungsinkontinenz nicht mehr hinten burg sondern tattoo hat, geht das ganze durch’s Parlament und stuerzt die fuenfte Kolonne in Gewissenskonflikte. Es ist grundsaetzlich schon zu begruessen, durch Kennzeichnungen den KinderInnen zu zeigen, wo diese Inhalte sind, fuer die man frueher mit dem Schraubenzieher das Buecherschrankschloss knacken musste. Bisher mussten sich KinderInnen langwierig durch jugendfreies Material klicken, bis mal endlich was aufklaererisches dabei war. Und morgens in der Schule waren sie dann muede und konnten der Sexualaufklaerung nicht mehr folgen.
Wie werden denn nun eigentlich zukuenftig die Gebrauchsanleitungen fuer Kondome gekennzeichnet?
Hayek
Dezember 13, 2010
Gebt es doch zu Genossen, ihr schreibt heimlich auch hier mit:
http://die-rote-fahne.eu/headline63146.html
politbuerokrat
Dezember 13, 2010
Nein, mit der roten fahne haben wir nichts zu tun. Wir sind ein ernsthaftes sozialistisches blog. Die rote fahne will ja nur den sozialismus lächerlich machen.