Nachdem schon 2007 die Krankenversicherungspflicht für alle eingeführt wurde, kommt jetzt endlich, endlich die Fernsehpflicht für alle.
Früher nämlich konnten sich Kulaken und andere kleinbürgerliche Elemente einfach so entschließen, sich nicht krankenzuversichern und krankheitsfalls ihre Arztrechnungen selbst zu bezahlen. Einfach so! Mit Geld! Ohne, daß zwischen dem Kranken und dem Arzt an irgendeiner Stelle ein Funktionär oder eine andere Kontrollinstanz zwischengestaltet gewesen wäre! Klar, daß diesem libertinistischen Wildwuchs ein Riegel vorgeschoben werden mußte! Auch Christen hatten sich manchmal einfach nicht krankenversichert, um sich auf diesem Wege hinterrücks der Mitfinanzierung von Abtreibungen zu entziehen. Die müssen seit 2007 nun auch mitzahlen. Da dies ohnehin nur eine kleine Minderheit von Kulaken und Fundamentalisten betroffen hat, ist damals die Gesetzesänderung völlig geräuschlos über die Bühne gegangen, so daß das Politbüro jetzt die Zeit für gekommen hält, dieses vorbildliche Modell auch auf die Fernseh- und Rundfunkgebühren auszudehnen.
Denn immer noch gibt es asoziale Elemente, die sich der Finanzierung der marxistisch-lenaistischen Rotlichtbestrahlung durch die zuständigen Organe entziehen, indem sie einfach keinen Fernseher anschaffen und demzufolge auch keine Fernsehgebühren bezahlen. Manche tun dies sogar bewußt, weil sie damit demonstriativ der fortschrittlichen Weltanschauung, die durch die sozialistischen Massenmädchen verbreitet wird, ihre finanzielle Mitwirkung entziehen wollen. Damit ist jetzt Schluß! Ab 2013 sollen alle zahlen, ob sie nun einen Fernseher haben oder nicht. Das heißt, ein Schlupfloch gibt es noch: Zahlen müssen vorerst nur Haushalte und Betriebe, es ist also immer noch möglich, sich durch Verabschiedung in die Arbeits- und Obdachlosigkeit der Fernsehpflicht zu entziehen.
Aber nicht mehr lange: Wenn sich die Fernsehpflicht erst einmal durchgesetzt hat, wird das Politbüro als nächstes eine Wohnpflicht beschließen: Wohnungen werden dann nicht länger Bestandteil eines kapitalistischen Marktgeschehens sein, sondern wieder planmäßig vom Wohnungsamt nach Bedürftigkeit zugewiesen. Die Finanzierung erfolgt dann über eine Wohngebühr, die von allen Einwohnern getragen wird. So werden auch bisherige kapitalistische Ungerechtigkeiten wie Mieten in unterschiedlicher Höhe vermieden. Mieten werden dann von den Abteilungen Örtliche Versorgungswirtschaft (ÖVW) beim Dorfsowjet Rat des Kreises auf einen Einheitsbetrag festgesetzt. Der unterschiedlichen Qualität des Wohnraums wird dadurch Rechnung getragen, daß bevorzugte Wohnlagen auch bevorzugten besonders verdienstvollen Genossen zugewiesen werden.
Was fehlt dann noch, um die vier menschlichen Grundbedürfnisse wohnen, essen, krankfeiern und fernsehen abzudecken? Richtig: In der nächsten Ausbaustufe der entwickelten sozialistischen Gesellschaft wird der volkswirtschaftliche Wahnsinn gestoppt, daß Bürger sich im Supermarkt zwischen Dutzenden Käsesorten entscheiden müssen, was letztlich doch nur dazu führt, daß die völlig überforderten Verbraucher sich maßlos überfressen, was wiederum die Krankheitskosten in die Höhe treibt. Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen des Zentralkomitees durchgesickert ist, entwickelt der VEB Bundeswertpapierdruckerei deshalb bereits jetzt ansprechende, formschöne und fälschungssichere Lebensmittelmarken NutritionValue®-Chipkarten, so daß künftig auch auf dem Nahrungsmittelsektor dem tatsächlichen objektiven Bedarf des Bürgers — und nicht etwa seinen subjektiven Bedürfnissen — auf streng wissenschaftlicher Basis entsprochen werden kann.
Aber das sind die Aufgabenstellungen der Zukunft. Heute muß es zuerst einmal gelingen, mit den zusätzlichen Einnahmen aus der aufkommensneutralen Reform der Fernsehgebühren jedem Volksgenossen, der sich bisher dem Besitz eines Empfangsendgerätes verweigert hat, einen Volksempfänger kostenlos und obligatorisch zur Verfügung zu stellen. Die nächste Herausforderung besteht in der Umschulung des Heeres der GEZ-Kontrolleure, die erhebliche Zusatzqualifikationen erwerben müssen, um ihren neuen Aufgaben gerecht werden zu können. Mußten sie bisher nur in Erfahrung bringen, ob Empfangsendgeräte in einem Haushalt vorschriftsmäßig vorhanden sind, obliegt ihnen künftig auch die Kontrolle über deren ordnungsgemäßen Gebrauch. So ist in Erfahrung zu bringen, ob alle Bürger die vorgeschriebenen Sendungen auch wirklich gesehen und verstanden haben oder ob einige konterrevolutionäre Elemente vielleicht den Fernseher nur zum Schein laufen lassen und derweil heimlich duschen gehen oder gar im Nebenzimmer Bücher lesen oder sich mit ihren Kindern abgeben. Auch ist regelmäßig zu überprüfen, ob vielleicht Manipulationen am Gerät vorgenommen wurden, die es ermöglichen würden, zionistische Feindsender abzuhören. Um diesen zusätzlichen Aufgaben gerecht werden zu können, ist es unumgänglich, zunächst 40.000 weitere GEZ-Kontrolleure einzustellen. Aber die Partei hat an alles gedacht. Um nicht etwa der Volkswirtschaft wertvolle Arbeitskräfte zu entziehen, hat das Politbüro beschlossen, die Bundeswehr entsprechend zu verkleinern.
Elisabeth
Juni 10, 2010
Bravo! Die Volksaufklärung soll alle erreichen…
Endlich ein Vorstoß gegen die MenschInnen, die glauben, sich ohne ständiges Fernsehen eine fundierte Meinung zu den wirklich wichtigen Fragen der MenschInnenheit bilden zu können.
Auch die vorgesehene Kontrolle durch GEZ Mitarbeiter wird hilfreich sein, um den tatsächlichen Fernsehkonsum feststellen zu können.
Ein Vorschlag wäre noch, in die Volksempfänger Wecker einzubauen, der alle 10 Minuten z.B. ein paar Takte des Liedes: „Die Partei hat immer recht“ oder des Liedes vom Vater- Pardon -Elterland schmettert (Obwohl: hat denn der Proletarier ein Elterland?). Es soll nämlich ElementInnen geben, die sich dem Fernsehkonsum durch Einschlafen vor den Geräten entziehen.
Und dann heißt es endlich: Ganz Deutschland hört die Führer…
ostseestadion
Juni 10, 2010
Kommt dann die AK endlich wieder um halb acht ?
Karl Eduard
Juni 10, 2010
Das ist natürlich richtig. Jetzt könnte man fragen, was nützt die schöne Gebühr, wenn niemand die Sendungen empfängt und die Arbeit der verdienten Genossen für psychologische Kriegführung ungenutzt im Äther verrauscht?
Zum einen nützt sie den Genossen aus der Waschabteilung „Gehirn“ selbst. Sie sind in der Lage, die Segnungen des Kommunismus zu geniessen, nach ihren Bedürfnissen, ohne Leistungen erbringen zu müssen. Sie sind also beispielgebend, wie wir morgen Arbeiten und Leben werden und ein Ansporn für uns alle.
Gleich danach fördern die Gebühren junge Talente, ähnlich der Messe der Meister von Morgen, nur auf kulturellem Gebiet. Wer könnte behaupten, Lena zu kennen, dieses natürliche Mädchen mit der Stimme der frisch gefundenen Eliza Doolittle, ohne den Waschsalon ARD und ZDF? Wo würden all die Mimen bleiben, die als Hauptberuf die Welt verändern und nebenbei schauspielern, sie wären Schauspieler. Wie diese Senta Berger oder Frau Berben? Für diese unglückseligen untalentierten Menschen ist so gesorgt, die sonst an Markttagen betteln müssten und das kann DIE PARTEI nicht dulden.
Und zum Schluß, ist die Pflicht, ein Empfangsgerät zu besitzen und zu nutzen natürlich folgerichtig. Fernsehzeitschriften müssten Gemeinschaftssendungen stärker herausstreichen, Haus- und Arbeitskollektive verpflichtet werden, Refarate darüber zu halten und Wandzeitungen zu fertigen, kurz, die Politik der Parteien der Nationalen Front, kurz DIE PARTEI, muß so in die Hirne und Herzen unserer Menschen gehämmert werden, alles andere sind, wie richtig bemerkt, halbe Sachen, Genossen, die können wir uns nicht leisten.
politbuerokrat
Juni 10, 2010
Die ausdehnung der Rundfunkbeitragspflicht zu einer Rundfunksteuer ist in zeiten des internets unumgänglich. Die entscheidung der ARD, auch im internet und damit auch für menschen ohne rundfunkempfänger dienste anzubieten, muss schließlich von den internetanwenderInnen getragen werden. Es gebietet schließlich die soziale gerechtigkeit®, konsequenzen eingener entscheidungen auf andere abzuwälzen.
Zu kritisieren ist in diesem kontext die verkleinerung der bundeswehr. Es besteht nämlich die gesetzeslücke, dass durch die umsiedelung ins ausland die rundfunksteuer hinterzogen wird, obwohl weiterhin über das internet dienste der ARD beansprucht werden können. Unser autorInnenkollektiv ist aber gegen steuerhinterzieher!
DFD-Vorsitzende
Juni 10, 2010
Endlich, Genossen – das wurde Zeit.
Die volksfeindlichen Elemente, die sich der marxistischen Bewußtseinsbildung bisher entzogen haben, werden damit endlich unschädlich gemacht.
Bemerkenswert findet unsere DMD-Gruppe den Vorschlag der Genossin Towaritschtschi Elisabetha, regelmäßiges schockartig eingespieltes parteiliches Liedgut zur Pflicht zu machen, damit die Aufmerksamkeit immer auf 100 % gehalten wird. Es müßte dann jeweils eine Knopf gedrückt werden, wie ihn die Lokführer haben, der mögliche Trickser ausschaltet, weil ja die bürgerlichen Elemente sowieso mit offenen Augen schlafen und abschalten was hier passiert.
Und wer trickst, der braucht auch sowieso keine Fernseher und auch keine Wohnung. Genosse Dschugaschwilli möge mal rüberrufen, wo er noch solches bildungsscheues, fernsehscheues und damit arbeitsscheues Gesindel gebrauchen kann.
Mit a ssozschalem Gruß
DMD-Vors.
Hayek
Juni 10, 2010
Ein überfälliger Schritt liebe Genossinnen und Genossen,
jetzt muss freilich noch das kapitalistische Privatfernsehen in das Volkseigentum übergehen.
Laut meinem hoch geachteten GEZ-Sender kommt dort sowieso nur Schund. Außerdem richten die ihr Programm ernsthaft nach den Wünschen der Zuschauer aus anstatt ihnen die marxistisch-leninistische Ideologe aktiv vorzuleben. Wie staatsfeindlich ist das denn?
Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, es gäbe eines neues Medium namens „Internet“, in dem die staatliche Steuerung noch (!) geringer ausfiele.
Aus rein beruflichem Interesse (ähnlich dem Genossen Tauss) wollte ich mir gestern eines kaufen und bin deshalb extra in die Stadt gefahren, um einen dieser unverschämt teuren Intershop-Läden aufzusuchen.
Ich hatte aber leider unglaubliches Pech. Der unverschämt fröhliche Verkäufer dort meinte nämlich „das letzte Internet sei gerade rausgegangen“.
Ich fordere deshalb:
Was nicht der Unterrichtung aller Volksgenossen dient und nicht durch besonders geeignete Genossen kontrolliert wird, muss umgehend verboten werden.
Abschnittsbevollmächtigter
Juni 11, 2010
Lieber Genosse Hayek, sieh das einfach mal positiv. Die Tatsache, daß Händler nicht mehr den Kunden hinterherlaufen, um ihnen etwas aufzuschwatzen, sondern umgekehrt Kunden versuchen, die Händler dazu zu bewegen, ihnen etwas Ware zuzuteilen, ist ja schon mal ein richtiger Schritt in Richtung entwickelte sozialistische Gesellschaft. Solche gefährlichen Sachen wie Internetze sollten sowieso nur in engen Grenzen auf Bezugsschein zugeteilt werden. Was das Privatfernsehen angeht, so möchte ich Deinen Blick noch einmal auf die obige Abbildung des künftigen Volksempfängers lenken. Wie Du anhand des Bildes sehen kannst, wird es das Problem in Zukunft nicht mehr geben. Da die Partei beschlossen hat, daß diese Sender mit dem neuen Volksempfänger nicht mehr empfangen werden können, müssen sie weder verboten noch verstaatlicht werden. Sie dürfen sogar auf unbegrenzte Zeit weitersenden. Wir sind ja keine Unmenschen.
Was allerdings immer noch ein ungelöstes Problem ist, sind die sogenannten Printmedien. Die Mehrzahl ist zwar auf Parteilinie, aber es gibt immer noch einzelne Publikationen, die immer wieder querschießen und die man trotzdem einfach so kaufen kann (womit bewiesen ist, daß diese Handlanger des Kapitalismus käufliche Meinungen verbreiten!).
harrytisch2009
Juni 11, 2010
Die Privatsender dürfen weitersenden, weil sie von Anbeginn an aktiv jede Befürchtung der fortschrittlichen Kräfte zerstreut hatten, sie könnten sich gegen die Ziele der Weltrevolution stellen.
Gerade Pro7 mit wertvollen Formaten wie „Germany’s Next Topmodel“ oder „50 pro Semester“ oder auch andere, wie zB RTL II mit „Big Brother“ oder RTL mit „Mission: Hollywood“ daneben die unzähligen Talkshows mit erlesenen Gästen und einem klassen- und niveaubewussten Versorgungsproletariat – ohne sie wäre die Transformation der spätkapitalistischen Gesellschaft hin zum gefestigten sozialistischen Bewusstsein nie so weit fortgeschritten. Das muss auch mal gesagt werden und dafür gebührt den GenossInnen im Privatfernsehen Dank.
Karl Eduard
Juni 11, 2010
Es muß doch genug Genossen geben, die im Besitze des Internets sind und es ausdrucken können, um es dann im Kreise der Parteizellen zu verbreiten? In der Regierung klappt das doch auch mit der Internetausdruckerei.
DFD-Vorsitzende
Juni 11, 2010
Vorsicht Genosse Karl-Eduard,
die gefährliche Unsitte, daß auch Nichtgenossen heutzutage auch Drucker besitzen, sollte generell abgestellt werden. Wo soll denn das hinführen? Überhaupt, Indernetze, Handis und solche Gegenstände sollten doch nur an bewährte Genossen mit Bezugsschein abgegeben werden, dazu brauchen wir unsere Kosums, HO´s und in den Kreisen Abteilungen für Handel und Versorgung wieder, die wieder solche gezielte Verteilung im Sinne der Partei regeln.
Früher hat sich bewährt, daß nur die allerbewährtesten GenossInnen Zugang zu Ormic- und anderen parteieigenen Verfielvältigungssystem hatten. Wir sollten das wieder einführen.
Denn wozu brauchen Klassenfeinde einen Drucker? Sache mir das mal.
Du siehst Karl-Eduard, wir DMD-Frauen haben viele längst bewährte Verbesserungsvorschläge beizusteuern.
Rot Front, Genossen!
Karl Eduard
Juni 15, 2010
Das ist natürlich richtig. Was Klassenfeinde brauchen, ist der konsequente Kampf gegen sie. Keinesfalls einen Drucker.
Nostalgie
Juni 13, 2010
Wunderbar, ich möchte nur auf den Film fahrenheit 451 hinweisen.
Es ist streng dafür Sorge zu tragen, dass alle Bücher , außer Pornografie zu verbrennen sind.
harrytisch2009
Juni 13, 2010
Berechtigter Hinweis, Genosse! Wie man sieht, hat das zur Folge, dass man auch in diesem Falle immer noch genug Auswahl hat an wertvoller zeitgenössischer Literatur… etwa zwischen Patrick Süskind, Henning Mankell, Hakan Nesser oder Burkhard Schlink.
Geier
Juni 13, 2010
Heißt der Burkhard nicht Bernhard?
harrytisch2009
Juni 13, 2010
Da könntest Du Recht haben… aber der Name des Genossen zählt doch nichts im Vergleich zu der konsequenten Art und Weise, in welcher er in seinem Kulturschaffen dem Klassenauftrag nachkommt…