Marxismus-Lenaismus endlich Pflichtfach

Posted on Juni 9, 2010 von

15


Nachdem schon 2007 die Krankenversicherungspflicht für alle eingeführt wurde, kommt jetzt endlich, endlich die Fernsehpflicht für alle.

Früher nämlich konnten sich Kulaken und andere kleinbürgerliche Elemente einfach so entschließen, sich nicht krankenzuversichern und krankheitsfalls ihre Arztrechnungen selbst zu bezahlen. Einfach so! Mit Geld! Ohne, daß zwischen dem Kranken und dem Arzt an irgendeiner Stelle ein Funktionär oder eine andere Kontrollinstanz zwischengestaltet gewesen wäre! Klar, daß diesem libertinistischen Wildwuchs ein Riegel vorgeschoben werden mußte! Auch Christen hatten sich manchmal einfach nicht krankenversichert, um sich auf diesem Wege hinterrücks der Mitfinanzierung von Abtreibungen zu entziehen. Die müssen seit 2007 nun auch mitzahlen. Da dies ohnehin nur eine kleine Minderheit von Kulaken und Fundamentalisten betroffen hat, ist damals die Gesetzesänderung völlig geräuschlos über die Bühne gegangen, so daß das Politbüro jetzt die Zeit für gekommen hält, dieses vorbildliche Modell auch auf die Fernseh- und Rundfunkgebühren auszudehnen.

Enthüllt: So könnte er aussehen — der Volksfernsehempfänger für alle mit umfangreichen individuellen Regelungsmöglichkeiten!

Denn immer noch gibt es asoziale Elemente, die sich der Finanzierung der marxistisch-lenaistischen Rotlichtbestrahlung durch die zuständigen Organe entziehen, indem sie einfach keinen Fernseher anschaffen und demzufolge auch keine Fernsehgebühren bezahlen. Manche tun dies sogar bewußt, weil sie damit demonstriativ der fortschrittlichen Weltanschauung, die durch die sozialistischen Massenmädchen verbreitet wird, ihre finanzielle Mitwirkung entziehen wollen. Damit ist jetzt Schluß! Ab 2013 sollen alle zahlen, ob sie nun einen Fernseher haben oder nicht. Das heißt, ein Schlupfloch gibt es noch: Zahlen müssen vorerst nur Haushalte und Betriebe, es ist also immer noch möglich, sich durch Verabschiedung in die Arbeits- und Obdachlosigkeit der Fernsehpflicht zu entziehen.

Aber nicht mehr lange: Wenn sich die Fernsehpflicht erst einmal durchgesetzt hat, wird das Politbüro als nächstes eine Wohnpflicht beschließen: Wohnungen werden dann nicht länger Bestandteil eines kapitalistischen Marktgeschehens sein, sondern wieder planmäßig vom Wohnungsamt nach Bedürftigkeit zugewiesen. Die Finanzierung erfolgt dann über eine Wohngebühr, die von allen Einwohnern getragen wird. So werden auch bisherige kapitalistische Ungerechtigkeiten wie Mieten in unterschiedlicher Höhe vermieden. Mieten werden dann von den Abteilungen Örtliche Versorgungswirtschaft (ÖVW) beim Dorfsowjet Rat des Kreises auf einen Einheitsbetrag festgesetzt. Der unterschiedlichen Qualität des Wohnraums wird dadurch Rechnung getragen, daß bevorzugte Wohnlagen auch bevorzugten besonders verdienstvollen Genossen zugewiesen werden.

Was fehlt dann noch, um die vier menschlichen Grundbedürfnisse wohnen, essen, krankfeiern und fernsehen abzudecken? Richtig: In der nächsten Ausbaustufe der entwickelten sozialistischen Gesellschaft wird der volkswirtschaftliche Wahnsinn gestoppt, daß Bürger sich im Supermarkt zwischen Dutzenden Käsesorten entscheiden müssen, was letztlich doch nur dazu führt, daß die völlig überforderten Verbraucher sich maßlos überfressen, was wiederum die Krankheitskosten in die Höhe treibt. Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen des Zentralkomitees durchgesickert ist, entwickelt der VEB Bundeswertpapierdruckerei deshalb bereits jetzt ansprechende, formschöne und fälschungssichere Lebensmittelmarken NutritionValue®-Chipkarten, so daß künftig auch auf dem Nahrungsmittelsektor dem tatsächlichen objektiven Bedarf des Bürgers — und nicht etwa seinen subjektiven Bedürfnissen — auf streng wissenschaftlicher Basis entsprochen werden kann.

Hier ein Modell, mit dem GEZ-KontrollörInnen die mediale Bewusstseinsbildung durch korrekten fernsehkonsum sicherstellen sollen.

Aber das sind die Aufgabenstellungen der Zukunft. Heute muß es zuerst einmal gelingen, mit den zusätzlichen Einnahmen aus der aufkommensneutralen Reform der Fernsehgebühren jedem Volksgenossen, der sich bisher dem Besitz eines Empfangsendgerätes verweigert hat, einen Volksempfänger kostenlos und obligatorisch zur Verfügung zu stellen. Die nächste Herausforderung besteht in der Umschulung des Heeres der GEZ-Kontrolleure, die erhebliche Zusatzqualifikationen erwerben müssen, um ihren neuen Aufgaben gerecht werden zu können. Mußten sie bisher nur in Erfahrung bringen, ob Empfangsendgeräte in einem Haushalt vorschriftsmäßig vorhanden sind, obliegt ihnen künftig auch die Kontrolle über deren ordnungsgemäßen Gebrauch. So ist in Erfahrung zu bringen, ob alle Bürger die vorgeschriebenen Sendungen auch wirklich gesehen und verstanden haben oder ob einige konterrevolutionäre Elemente vielleicht den Fernseher nur zum Schein laufen lassen und derweil heimlich duschen gehen oder gar im Nebenzimmer Bücher lesen oder sich mit ihren Kindern abgeben. Auch ist regelmäßig zu überprüfen, ob vielleicht Manipulationen am Gerät vorgenommen wurden, die es ermöglichen würden, zionistische Feindsender abzuhören. Um diesen zusätzlichen Aufgaben gerecht werden zu können, ist es unumgänglich, zunächst 40.000 weitere GEZ-Kontrolleure einzustellen. Aber die Partei hat an alles gedacht. Um nicht etwa der Volkswirtschaft wertvolle Arbeitskräfte zu entziehen, hat das Politbüro beschlossen, die Bundeswehr entsprechend zu verkleinern.