Frank Schirrmacher ist tot. Obwohl den bourgeoisen Medien nicht über den Weg zu trauen ist, stellen wir betroffen fest, daß auch die zuverlässige linke Kampfpresse den Tod bestätigt. Dann, Genossen, müssen wir der Nachricht vertrauen.
Natürlich sind die Kapitalisten zu pietätlos, einen der ihren einzubalsamieren, wie dies den Vorkämpfern sozialer Gerechtigkeit gebührt.
Wer war Frank Schirrmacher?
Diese Frage stellen sich viele. Offenbar haben sie gemeint, sie könnten sich mit der Untersuchung dieser wichtigen Frage noch Zeit lassen, aber da ist ihnen der wie immer schnelle Frank zuvorgekommen. Jetzt müssen sie gegenseitig voneinander abschreiben und können ihn nicht mehr fragen.
Genossen, Nachrufe müssen immer auf dem neuesten Stand gehalten werden! Man weiß doch nie, wann das Schicksal, Freischärler, eine Fettleber oder übervorsichtige Sicherheitskräfte zuschlagenzu Hilfe kommen.
Schirrmacher ist für die bourgeoise Klassenpresse ebensowenig zu ersetzen wie für uns der Genosse Stalin. Aber immerhin wissen wir noch die Feder zu führen, während andere an der Orthographie scheitern.
Schirrmachers Tod – ein Fanal für mehr Generationengerechtigkeit!
Da selbst die klassenbewußten Informationsorgane nicht in der Lage scheinen, den tieferen Sinn des großen Meisters des Feuilleton Tod zu erfassen, müssen wir schreienden Arbeiter diesen Punkt aufgreifen und konsequent vom Klassenstandpunkt aus lösen.
Schirrmacher, der Anti-Heesters
Was vielen schon wieder entfallen scheint (ein Amnesie-Problem, auf das gerade Schirrmacher nicht müde wurde, hinzuweisen) ist die Überalterung unserer Gesellschaft.
Der wahre Jugendwahn der Realität entrückter Volksmassen, verwirrt und verführt von kapitalistischen Massenmedien: Alle wollen in den Himmel, aber keiner will sterben. Hinterher beschweren sie sich, wenn sie warten müssen.
Keiner will alt und krank sterben, aber scheut sich vor dem logischen nächsten Schritt.
Frank ging stets mit gutem Beispiel voran! Hier unterscheidet sich Schirrmacher wohltuend. Unter seiner Regie wurde nicht nur die Frankfurter Zeitung etwas weniger Massenmedium. Nein, er zeigte vor allem durch sein mutiges und konsequentes Beispiel auf, wie allein der Überalterung unserer Bevölkerung begegnet werden kann. Der Methusalem-Komplott zeigt klar, daß es so nicht weitergehen kann. Die Älteren werden immer älter und die Jüngeren machen es vermehrt nach. Das kann ja nur zu einer Rentenkatastrophe führen. Man darf nicht als schlechtes Beispiel die Rentenkassen plündern, man muß stattdessen mit gutem Beispiel vorangehen!
Wo sollen denn auch sonst die ganzen Arbeitsplätze für unsere jungen Zuwanderer herkommen?
Autoren, die Bücher schreiben und dann hoffen, auch noch deren zehnte Auflage oder mehr zu erleben, handeln unverantwortlich. Frühere Geistesgrößen haben sogar überwiegend posthum veröffentlicht! Das scheint gänzlich aus der Mode gekommen. Die AutorInnen werden immer jünger, die Leser immer älter. Wenn das so weitergeht, verstehen sie sich bald nicht mehr!
Schirrmacher hat konsequent aufgezeigt, wo der Weg zur Sicherung unserer Sozialsysteme hingehen muß: weg vom Mindestalter. Hin zu Höchstaltern! Wozu ein Mindestalter für Rente oder Altersheim? Wer will denn Rente oder Altersheim, wenn er alt und krank ist und das alles gar nicht mehr recht genießen kann???
Genossen, die Lösung auf dialektisch-materialistischer Grundlage lautet natürlich Höchstalter!
Höchstalter für Politiker, Höchstalter für Prostituierte (wenn das nicht voneinander unterschieden werden kann, muß man die eben angleichen!), Höchstalter für die Altersheimbelegung (was auch sofort evtl. Platzmängel beseitigen würde!),
Höchstalter für Kraftfahrzeuge (und deren Führer natürlich auch), Höchstalter für Schiedsrichter.
Es gibt ja z.B. schon längst Höchstaltersgrenzen für Lebensmittel oder alkoholische Getränke.
Letztere besser immer gleich aufbrauchen! Im Amateur-Boxsport gilt eine Altersgrenze von 40 Jahren. Das wäre doch schon mal ein Anhaltspunkt.
Schirrmacher hatte dieses Alter zwar um fast fünfzehn Jahre überschritten, aber das sehen wir ihm nach. Er mußte ja erst den Methusalem-Komplott schreiben und diese Erkenntnisse gewinnen. Selbst Genosse Karl Marx begann mit 35 Jahren erst seine endgültige ideologische Festigung.
Auch Genosse Lenin und ich haben diese Erkenntnisse beherzigt und vorweggenommen. Bei Trotzki, der die Höchstaltersgrenze im Ferienheim umgehen wollte, hat Genosse Stalin etwas nachgeholfen. Das Beispiel des Genossen Schirrmacher zeigt, daß große Geister, stammen sie auch aus ursprünglich bürgerlichen Verhältnissen, durch gründliches Nachdenken stets auf dieselben dialektisch-materialistischen Grunderkenntnisse stoßen!
Wir verneigen uns vor Frank in tiefer Verehrung und hoffen, daß die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen ihm ein ehrendes Andenken bewahren und seinem Beispiel folgen wird.
Feliks Dzerzhinsky (nach Diktat vergreist).
politbuerokrat_in
Juni 16, 2014
Ein höchstalter einzuführen würde auch die notorische planuntererfüllung bei der bereitstellung von spenderorganenen beheben.
feliksdzerzhinsky
Juni 16, 2014
Ja, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Gleichzeitig sinkt ja der Bedarf durch’s Höchstalter – GenossInnen: man sieht – man muss es nur planwirtschaftlich angehen!
politbuerokrat_in
Juni 22, 2014
Das ehrt Sie, genosse, gar nicht daran gedacht zu haben. Wo kämen wir denn hin, wenn nachdenken über die folgen sozialistischer aufbaumassnahmen uns aufhalten würde!? Ich schlage vor, wir überlegen erst nach einführung des höchstalters, was wir mit den ganzen überflüssigen spenderorganen machen werden. Vorübergehend werden sie jedenfalls ein propagandistisch nutzbarer erfolg sein: „Seht, wir schwimmen in lebern, nieren und herzen, seit wir den sozialismus haben! Das kapitalistische ausland hingegen muß, zerfressen von seiner masslosen gier, organe entbehren“
Abschnittsbevollmächtigter
Juni 23, 2014
Eine Win-Win-Situation, wenn wir die Abteilung Kommerzielle Koordinierung beim Ministerium für Außenhandel einschalten. Steht Gen. Schalck-Golodkowski zur Verfügung oder hat er wenigstens einen Nachfolger eingearbeitet?
Paul
Juli 5, 2014
Lieber Genosse Feliks,
wieder mal ein gelungener Beitrag zur Verwirklichung des Sozialismus.
Dazu möchte ich auch in aller Unbescheidenheit mein Scherflein beitragen.
Wie Recht Du hast: Im Alter kann man weder die Rente noch das Altersheim richtig genießen.
Aber dieses Problem kann man sehr gut beheben.
Dazu schlage ich Folgendes vor:
Nach der obligatorischen 12-Klassenschule, die alle mit dem bestandenen Abitur verlassen (Verwirklichung des Prinzips „Bildung für alle“), schätzungsweise im Alter von 18 bis 25 Jahre (manche betreiben die Bildung eben intensiver), erfolgt verpflichtend ein Studium nach freier Wahl. Dieses dauert etwa 30-40 Semester. Im Alter von 33-45 Jahren ist dann die Bildung abgeschlossen. Daran schließt sich das Rentnerdasein an. Man will von seiner Rente ja schließlich noch etwas haben. Diese wird für 15*Jahre gezahlt. Danach, im Alter 48-60 Jahren erfolgt der Eintritt in das Erwerbsleben.
Folgende Vorteile ergeben sich daraus:
– Der Mensch hat mehr vom Leben.
– Die Überproduktion wird erfolgreich bekämpft.
– Das unsägliche Gewinnstreben der Menschen wird fast beseitigt, da der wesentliche Lebensabschnitt durch BAFÖG für alle und eine Rente entsprechend den Bedürfnissen abgedeckt werden.
Noch Fragen Genossen?
Auf dem Weg zum Kommunismus: Vorwärts immer, Rückwärts nimmer.
Der Sieg ist unser.
Freundschaft, Paul
*Der Berechnung der Rentendauer liegt folgende Berechnung zu Grunde. Jetzt erhält man mit 65 die Rente. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 80 Jahre, als Folge der Gleichstellung gibt es keine unterschiedliche Lebenserwartung für Männer und Frauen mehr. Das ergibt also 15 Jahre Rente.
feliksdzerzhinsky
Juli 5, 2014
Genosse, viele gute Gedanken. Aber eines: Klassenschule, das gehört abgeschafft. Die Zirkel der schreibenden Arbeiter stehen für eine klassenlose Gesellschaft ein; das erstreckt sich natürlich auf auf die Schule. Schon Genosse Cohn-Bendit hat eindrücklich dargetan, dass Altersunterschiede auch bei der erotischen Reifung völlig überbewertet werden. Klassen kann es nur noch bei der Lotterie geben, jedenfalls bis der damit zu finanzierende Staat noch nicht gänzlich abgestorben ist.
AlterKnacker
Juli 14, 2014
Danke für diese umfangreiche Aufklärung … mein Sprung aus dem Kellerfenster ist schon geplant …
feliksdzerzhinsky
Juli 15, 2014
Die ebenfalls um Volksaufklärung bemühte Titanic hatte angesichts des Mini-Crashs 1987 einen Cartoon, wo sich reihenweise Banker aus dem Hochhaus stürzten. Im Erdgeschoss-Fenster stand ein betrübter Zeitgenosse mit der Sprechblase „Und der kleine Sparer ist wieder mal der Dumme“. Und in MAD (das Magazin, das ja neben Twen und Konkret die Aufklärung der Jugend früher besorgte) war die alte Oma, die platt aus dem Kellerfenster ragte, während der Sheriff sich die Glatze kratzte und brummte „Irgendwas stimmt an dem Fall nicht“. Da also diese Symbolismen alle schon besetzt sind, schlage ich daher vor, den Sprung vom Nachttisch auf den Bettvorleger zu wagen. Wer’s höher haben will, springt vom daraufliegenden Methusalem-Komplott. Und noch höher, wenn man Zettels Traum darauf plaziert und sich als Bildungsbürger Schirrmacherscher und Reich-Ranickischer Prägung zu erkennen gibt. Man muss auch an die Bestatter denken, die sonst immer nur eine Bibel oder einen Playboy vorfinden. So werden wir auch die PISA-Krise meistern.