kommunisten für sarrazin

Posted on Oktober 19, 2009 von

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es gab einst eine zeit, in der kaum ein wochenende ohne demonstrationen „gegen ausländerinnenfeindlichkeit und fremdenhass“ unter reger beteiligung sich selbst als „fortschrittlich“ bezeichnender gruppen bis hin in den k-bereich überhaupt denkbar war.  die idealerweise gleich kohortenweise einwanderung von ausländerinnen aus nichteuropäischen ländern galt – selbst wenn die klassenversöhnlerischen gewerkschaften ab und an mal zicken machten wegen des absehbaren lohndumpings und viele ihrer mitglieder schon mal faschoparteien wählten – als lohnenswertes ziel auf dem weg in eine sozialistische zukunft.

frau war leicht verstimmt ob der undankbarkeit der autochtonen deutschen elemente innerhalb der arbeiterklasse, die sich trotz angemessener anstrengungen ihrer intellektuellen vorhut in- und außerhalb der partei nicht immer als ausreichend aufklärungsoffen zeigen wollte, wenn es um die erkenntnis der wahren bedürfnisse, der entwicklung des klaren klassenstandpunktes und die einsicht in die notwendigkeit der infragestellung reaktionärer denkprozesse innerhalb der eigenen reihen ging. das einwandererpublikum aus der unterschicht würde nach erbringung der von den linkseliten druckvoll durchgesetzten sozialstaatlichenvorleistung im gegenzug eher empfänglich für die simple wahrheit sein, dass werktätige das denken doch am ende lieber ihrer intellektuellen avantgarde überlassen sollten.

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aber pustekuchen: kaum hatte es ein breites bündnis gesellschaftlicher kräfte geschafft, die faschistischen relikte der adenauer-ära in staat, wirtschaft und gesellschaft durch offensive wertkritik und klare direktiven in der gesellschaftlichen bewusstseinsbildung zurückzudrängen, erweisen sich ausgerechnet jene kümmelalis als nachhaltig belehrungsresistent, von denen man sich eigentlich erwartet hätte, dass sie nichts zu verlieren hätten außer den ketten ihrer vormodernen tradition. scheiße aber auch!

aus diesem grunde zeigen nun auch gerade die schönwetter-humanisten von grünen, (1989 von kapitulanten in ihre gewalt gebrachter) partei und den partiell-fortschrittlichen gesellschaftlichen gruppen ihren absoluten mangel an durchblick, wenn sie gerade jetzt angesichts der sarrazin-debatte der unpolitischen gutmenschen-pose verfallen, die immer schon am ende nur zu dem zweck eingenommen wurde, dahinter den eigenen mangel an parteilichkeit zu verbergen.

jeder erfahrene klassenkämpfer und jedes auch nur ansatzweise gefestigte element der arbeiterklasse und der sozialistischen perspektive ihrer revolutionären marxistisch-leninistischen partei wird begreifen, dass die humanistische bewegung nicht all die opfer in ihrem fast 200 jahre währenden kampf erbracht hat, um jetzt die bislang erreichten emanzipatorischen errungenschaften einer aus einem zustand bürgerlicher voreingenommenheit transformierten gesellschaft von ein paar ziegenhirten und ihren kopftuchmädchen in frage stellen zu lassen.

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war es nicht stets gerade unser anliegen gewesen, unwissenschaftlichen aberglauben, falsches bewusstsein, von der herrschenden klasse gesteuerte fremdbestimmung und reproduktionszwang zu bekämpfen, um dem menschen verdeutlichen zu können, wo seine wahre bestimmung liegt?

und jetzt sollen wir uns etwa von der archaischen kultur der anatolischen kleinbourgeioisie majorisieren lassen?

thilo sarrazin hat im wesentlichen zwei entscheidende punkte angesprochen, die jeden aufrechten kämpfer für das wohl der werktätigen massen aufhorchen lassen müssen:

  1. die knietief im patriarchalischen sumpf versunkenen einwandererinnen aus dem islamischen kulturkreis sollen – und fortschrittliche exponentinnen wie seyran ares oder ayaan hirsi ali geben uns da recht – erst mal alle errungenschaften der moderne von marx und engels über die psychoanalyse und die sexuelle revolution bis hin zur zeitgemäßen großstädtisch-urbanen lebenskultur verinnerlichen, bevor sie überhaupt irgendwelche forderungen zu stellen haben
  2. wenn sich hier jemand vermehren soll, dann das aufgeklärte großstädtisch-intellektuelle publikum, das auf dem weg zum richtigen klassenstandpunkt und zum atmen der wissenschaftlichen weltanschauung zumindest schon mal ein paar entscheidende schritte vorangegangen ist

sofern sich zweiteres mit dem erfordernis der reproduktionsverweigerung aus gründen der überwindung reaktionären bewusstseins schneiden sollte, könnte frau ja nach dem vorbild der vorausschauenden erziehungspolitik der genossin margot honecker durch umverteilung des kindersegens abhilfe schaffen: kinder aus familien, die beharrlich in ihren verstaubten vormodernen vorstellungen – egal ob christlich oder islamisch – haften bleiben, werden in ihrem eigenen interesse und im interesse des großen ganzen durch die fürsorgliche hand des staates eben in moderne, fortschrittliche lebensformen (zb selbst aus freiem entschluss zur nichtreproduktion kinderlos gebliebene oder gleichgeschlechtliche) überführt. und eine kopftuchdiskussion hätte es unter der genossin margot jedenfalls nicht gegeben!

so schlagen wir am ende gleich mehrere fliegen mit einer klappe! und selbige sollten unpolitische gutmenschen halten, die meinen, gegen blogs wie pi oder gegenstimme rumzicken zu müssen,