Ein großer Tag für unser Kollektiv neigt sich dem Ende zu. Jetzt haben wir Gewissheit: Unsere Interventionen beim DFB waren von Erfolg gekrönt. Nach einem lustlosen, ideenlosen und schnarchnasigen Halbfinalspiel verabschiedet sich die deutsche Nationalmannschaft der Männer vom Gedanken an den Weltmeistertitel.
Wir mussten am Ende sogar zu den härtesten Mitteln greifen und drohen, unsere publizistische Unterstützung für die Frauen-WM im nächsten Jahr auszusetzen, aber zu guter Letzt nahm die Mannschaft Vernunft an und erteilte dem schwarz-rot-senf-besoffenen Pöbel und damit dem neuen Nationalismus eine Absage.
Endlich haben wir das Deutschland wieder, das Rücksicht nimmt auf die Gefühle der fortschrittlichen Eliten, der Intellektuellen, der Ösis, der tagtäglich schwer an Bedenken und tonnenschwerem Gratismut tragenden Gutmenschen und anderen heimischen VerantwortungsträgerInnen, die sich jetzt endlich angstfrei wieder an den Aufbau des Sozialismus machen können.
Wir haben das weltoffene, tolerante und gastfreundliche Deutschland wieder, in dem sich – und das ist die zweite gute Nachricht des Tages – bald auch zwei Genossen wohlfühlen werden, die ein Vorbild an Kampfgeist für eine richtige Sache sein können: Willkommen jetzt schon, Genossen Ahmed Faisal al-Jihad und Mehmet el-Taliban (Namen von der Redaktion geändert), die aus dem fernen Guantanamo zu uns stoßen werden!
Olaf Janowski
Juli 7, 2010
Liebe Genossinen und Genossen,
der Kommentar des Genossen Harry Tisch spricht doch jedem Kombattanten für ein neues Deutschland ohne Nationalbesoffenheit aus der tiefsten Seele.
Ich bitte die Companeros der spanischen Mannschaft im Endspiel auch den holländischen Oranje-Revanchisten-Lokalpatriotismus mit Stumpf und Stiel auszurotten.
No pasaran – sie kommen nicht durch!
Danke im voraus! Freundschaft!
harrytisch2009
Juli 7, 2010
Schließe mich an! Strafe für Wilders!
Maria Mueller-Ruemmelsdorff
Juli 7, 2010
Genau, Genossen!
philgeland
Juli 7, 2010
Du liebe Güte, und das alles wegen dem blöden 0:1 gegen Spanien?
Maria Mueller-Ruemmelsdorff
Juli 7, 2010
Das 0:1 war nicht blöde, sondern politisch richtig, um nicht zu sagen: korrekt.
Man sollte auch im Auge behalten, dass noch immer der überwiegende Teil der Nationalmannschaft aus Deutschen ohen Migrationshintergrund besteht, was an sich schon bedenklich ist.
philgeland
Juli 7, 2010
Mit „blöde“ meinte ich, dass es keinen Sinn macht, über das Ergebnis eines Turniers nach zu denken, dessen Urhebern weniger am Spiel an sich, sondern eher an den Tantiemen gelegen ist.
hillspencer
Juli 8, 2010
„dass noch immer der überwiegende Teil der Nationalmannschaft aus Deutschen ohen Migrationshintergrund besteht, was an sich schon bedenklich ist“ ???
Müssen jetzt alle ohne Migrationshintergrund die Nationalelf verlassen, wird schwer bei einer deutschen Nationalmannschaft.
Ein Fussballergebniss sollte weder politisch korrekt und unkeorrekt sein. Es ist Sport, nicht mehr und nicht weniger.
politbuerokrat
Juli 8, 2010
@hillspencer: „Ein Fussballergebniss sollte weder politisch korrekt und unkeorrekt sein. Es ist Sport, nicht mehr und nicht weniger.“ –Nein, nein, nein. Alles ist so unheimlich politisch. Da kann der fussball nicht hintenanstehen, wenn er gesellschaftlich relevant bleiben will. Lesen sie das hier und legen sie sich einen anderen nicknamen zu! Terence Hill und Bud Spencer stehen für minderwertige, weil nicht ausreichend gesellschaftskritische, klamaukfilme.
harrytisch2009
Juli 8, 2010
Abgesehen davon, werden dabei prügelnde Priester verherrlicht… eine Verhöhnung der Opfer des Missbrauchsskandals.
Komsomolze
Juli 8, 2010
Werter Genosse Harry,
das führt mich natürlich zu der Frage, ob ich als Adept des wissenschaftlichen Murxismus-Senilismus „Don Camillo und Peppone“-Filme ansehen darf. Bislang habe ich die immer als politisches Schulungsmaterial für den Kampf gegen die klerikale Reaktion genutzt. Welchen gesunden Klassenstandpunkit muss ich hier einnehmen?
hillspencer
Juli 9, 2010
@politbuerokrat: Ich habe es gelesen – das meinst Du nicht alles ernst oder??? Das Foto mit dem Schiedsrichter und dein Kommentar ist nen Witz. Der Sport sollte nicht zum Instrument irgendwelcher Politik werden, egal aus welcher Richtung.
Meinen Nicknamen werde ich nicht ändern, die beiden Schauspieler stehen für gute Unterhaltung stehen – Klamauk hin oder her. Man kann doch nicht alles und jeden politisieren.
Und das Bud Spencer für Forza Italia kandidiert hat ist mir persönlich auch egal – zur Info: Er wurde nicht gewählt.
myname
Juli 7, 2010
oO wo bin ich denn hier dank wordpress gelandet? Neuer Nationalismus? Wow, Sorgen kann man haben!
Da ist man doch froh, sich nicht zu sehr verbunden zu fühlen mit den Deutschen, seien es die Genossen auf der einen Seite, oder die besoffenen Fußballfans auf der Anderen.
Komsomolze
Juli 7, 2010
Genossen, der Krake Paul muss Mittelstürmer werden – weil er acht Beine hat! Ausserdem müssen elf Guantanamo-Häftlinge aufgenommen werden, damit wir eine gläubige, aktive und bunte Nationalmannschaft haben. Die wird dann international stark, weil sie internationalistisch ist. Ummazela voran! Die bewährten Genossen dieses Blogs sind sicherlich in der Lage, die Wissenschaft des Murxismus-Senilismus so zu kondensieren, dass sie den Umfang des Qu’ran nicht übersteigen und also aufgenommen werden können.
Venceremos, Tupamaros!
Maria Mueller-Ruemmelsdorff
Juli 7, 2010
Genosse philgeland, ich fürchte Dir fehlt es an der richtigen Perspektive auf die Ereignisse um die WM und ihre politischen Implikationen.
Selbstverständlich macht es Sinn, darüber nachzudenken, was da passiert ist und: was hätte passieren können, wäre Schland der Titelgewinn geglückt. Nationaler Taumel! Nationalfahnenmeer! Massenhaftes Absingen der Nationalhymne!
Sowas stiftet allgemeine Zufriedenheit, verschleiert die gesellschaftlichen Widersprüche, lenkt die Proletarier vom Klassenkampf ab und wirft schon deswegen unseren Kampf für den Sieg des Sozialismus um Monate zurück.
Wir sind die Advantgarde des Proletariats und müssen deswegen für die weniger gebildeten Schichten etwas mitdenken. Brot und Spiele für das Volk war noch nie gut für die Revolution, aber immer gut für die Herrschenden.
philgeland
Juli 8, 2010
Ok, es mag Sinn machen darüber nachzudenken.
Aber nur dann, wenn man sich fragt, ob das Ergebnis von vornherein „klar“ war, also abgesprochen (von wem auch immer). Ich halte das für durchaus möglich, aber (trotz aller finanziellen Verwicklungen und Machenschaften) nicht unbedingt für belegt.
Meine Zustimmung hast Du (habt Ihr) in Bezug auf die oben zitierte „allgemeine Zufriedenheit“, die sich, wenn auch nur temporär, in jener Bevölkerung eines Territoriums (welches wir gemeinhin als „Staat“ bezeichnen) breit macht. Ein zeitlich begrenztes „Soma“.
DFD-Vorsitzende
Juli 8, 2010
Oh weh, Genossen – ham mir DMD-MännInnen da was verbaßt in den letzten Tagen?
Ist doch nicht etwan Krieg?
Hättet ihr uns DMD-MännInnen in die Mannschaft genommen, dann hätten mir gewonnen. Vor uns sinkt alles nieder.
Das habt ihr nun davon.
Karl Eduard
Juli 8, 2010
Von Deutschem Rasen darf nie wieder Krieg ausgehen, der gerade noch durch den Einsatz der spanischen Genossen verhindert wurde. Dennoch muß noch an der Chancengleichheit dieser Party gearbeitet werden, denn warum durften die Spanier ein Tor schiessen, Genosse Özil aber nicht? Wo bleibt da sie soziale Toregerechtigkeit?
Nostalgie
Juli 8, 2010
Ja Genosse philgeland. Das mit dem Soma stellt ein ungelöstes Problem für die “ Stilllegung“ der kleinbürgerlichen reaktionären Kräfte da.
Wir ahben einfach noch nichts adequates, Nebenwirkungsfreies gefunden.
Der klassische Wein, Bier oder Schnaps hat zu viele unerwünschte Nebenwirkungen unter anderem den, dass die Leute dann zuviel reden. Von wegen dem vino und der veritas.
Der Genosse Hofmann in Verbindung mit dem Genossen Leary hat sich zwar gemüht, aber das Ergebnis lässt zu wünschen übrig.
Auch die indische Variante des Wein, Bier und Schnaps bringt es nicht, die Leut werden einfach zu gleichgültig.
Die Findung und Herstellung des Soma ist dringend notwendig.
Wenn der Genosse Huxley davon redet, dann muss es das auch geben….
Die schöne neue Welt muss errichtet werden…
Weit genug sind wir schon, ich sage nur die Genossen im Bundesgerichtshof und dem Parlament haben, was die künstliche Befruchtung am Anfang und die künstliche Beendung am Ende angeht, schon viel geleistet.
harrytisch2009
Juli 8, 2010
Insofern war das alles ja perfekt getimt. Allfälliger Widerstand reaktionärer Kräfte gegen das fortschrittliche Urteil zur künstlichen Befruchtung, das der Genossin Dr. Hilde Benjamin nicht nur feuchte Augen beschert hätte, wenn sie es noch hätte erleben dürfen, wäre noch voll in der „Schland“-Euphorie untergegangen.
Andererseits ist jetzt nach dem Ausscheiden der Blick der kritischen Öffentlichkeit wieder auf die politische Agenda gerichtet und Ausbeutung, Imperialismus, ungleiche Verteilung und Zionismus werden wieder in all ihrer Unmenschlichkeit wahrgenommen. Also dürfte es auch mit dem Überfall auf den friedliebenden und den Geist der Humanität atmenden Iran nichts werden, den manche BloggerkollegInnen für den Fall einer Finalteilnahme Schlands vorausgesagt hatten.
Und außerdem – jetzt mal ganz sportlich gesehen: Was wäre der Gewinn einer Weltmeisterschaft überhaupt wert gewesen, an der das Maß aller Dinge darstellende Fußball-Großmächte wie Österreich gar nicht teilgenommen hatten? Und von der fortschrittliche Staaten wie Kuba, Venezuela, der Iran, Gaza oder Simbabwe ausgeschlossen waren?
philgeland
Juli 10, 2010
@Nostalgie
Der Begriff „Soma“ ist beliebig auslegbar.
Hängt nur von der geschichtlichen Epoche oder dem sogenannten „Kulturkreis“ ab.
Dennoch: das ultimative Rezept ist noch nicht auf dem Markt, in der Tat.
Aber man braucht sich wohl keine Sorgen zu machen: das 21. Jahrhundert steckt noch in den Kinderschuhen.
Die lassen sich schon was einfallen.
Maria Mueller-Ruemmelsdorff
Juli 8, 2010
Genossen, ich muss an dieser Stelle vor kleinbürgerlich-rechten oder anarchistisch-linken Abweichungen warnen.
Wenn erst der Kommunismus als „Verein freier Menschen“ errichtet ist und das Motto „Jeder nach seinen Fähigkeiten, Jedem nach seinen Berdürfnissen“ gilt, stellt sich das allgemeine Glück der Menschen ganz von alleine ein und zwar ganz ohne „Soma“ oder dergleichen.
Im übrigen bin ich mir nicht so sicher, ob T. Leary ein Genosse war. A. Hoffman war jedenfalls keiner sondern ein bourgeoiser „Wissenschaftler“ im Sold eines Chemiekonzerns (!) aus der Schweiz (!), der zudem eng mit dem berüchtigten rechten(!) „Schriftsteller“ E. Jünger befreundet war.
Also Vorsicht, Genossen! Hier lauert ein ideologisches Minenfeld, auf dem der Klassenfeind zahlreiche tückische Sprenkörper verbuddelt hat. 😦
Komsomolze
Juli 8, 2010
Der Klassenfeind nutzt ja auch kein Soma – denn er schläft bekanntlich nie!
Nostalgie
Juli 8, 2010
Wäre aber gut, wenn er es mal täte und genau deshalb sind Hofmann, Leary und das ganze Pack einfach undercover Genossen die versucht haben den bourgeoisen , bildungsbürgerlichen Nachwuchs einzuschläfern.
Bei manchen ist es ihnen auch gelungen.
philgeland
Juli 10, 2010
Nun ist mir die Wirkung jenes Stoffes, den Herr Hofmann entwickelt hat, aus persönlicher Erfahrung nicht bekannt.
Bekannt ist mir allerdings, dass er sich mit jener „Substanz“ ernsthaft, also auch wissenschaftlich auseinander gesetzt hat. Bourgoeois oder nicht. Wissenschaft wird nur dann „politisch“, wenn sie instrumentalisiert wird.
Soweit ich weiss, wurde LSD bis dato nicht von Bayer oder Merck hergestellt und in Apotheken verkloppt.
politbuerokrat
Juli 10, 2010
„Wissenschaft wird nur dann „politisch“, wenn sie instrumentalisiert wird.“ –Falsch, wissenschaft ist die befreiung von unverstandenen mächten. Diese werden immer von der herrschenden klasse zum machterhalt intrumentalisiert. Wissenschaft ist damit teil des politischen kampfes der arbeiterInnenklasse, denn sie besteht nicht nur aus theorie, sondern auch aus praxis, nämlich der praxis des gewaltsamen proletarischen umsturzes.
Nostalgie
Juli 10, 2010
Ob du es glaubst oder nicht, das gab es mal auf Rezept.
Das hieß Delesyd und sollte gegen Psychosen helfen.
Wohl nach dem marxistischen Prinzip dass die Quantität irgendwann einmal in die Qualität umschlägt.
Karl Eduard
Juli 8, 2010
Dieser hellsichtige Krake, sollte der nicht die Regierungsgeschäfte übernehmen, jedenfalls bis zur sozialistischen Revolution unter Führung der Avantgardisten Wagenknecht, Kipping oder Dagdalen? Immerhin hat er mit seiner Wahl ja die Ereignisse richtig vorhergesagt also, wenn er nächstens der provisorischen Regierung Merkel das Regieren abnimmt – schlechter wird die Politik dadurch gewiß nicht.
Komsomolze
Juli 8, 2010
Genosse Karl Eduard, ich bewundere aufs Neue Deinen scharfen Intellekt! Da Rückgratlosigkeit sowieso die Eintrittskarte in die bürgerliche Politik ist, wäre die Führung durch einen weisen, hellsichtigen und intelligenten Mollusken nur konsequent.
„Paul, zieh‘ Dir acht Schuhe an und marschier‘ uns dann voran!“
stefanhensch
Juli 8, 2010
Wahnsinn! Presseagenturen melden, daß das Spiel manipuliert wurde und ANNULIERT werden muss. Deutschland zieht wahrscheinlich doch ins Finale!
http://stefanhensch.wordpress.com/2010/07/07/wm-sudafrika-wird-das-spiel-deutschland-spanien-annulliert-zieht-deutschland-doch-ins-finale/
2010sdafrika
Juli 8, 2010
Wer sich umfassend über Südafrika und die WM informieren möchte, dem empfiehlt sich ein Blick in das Südafrika-Portal, als Ergänzung zu diesem Blog:
http://2010sdafrika.wordpress.com/
aron2201sperber
Juli 8, 2010
ein Schland-Sieg dank Multi-Kulti?
pah!
Zuwanderer sind selbstverständlich nicht dafür da, um Schland beim Fussball zum Sieg zu verhelfen – das wäre schließlich eine besonders perfide Form einer weiteren Ausbeutung
Zuwanderer sind dazu da, um uns als neues ausgebeutetes Proletariat in den revolutionären Kampf gegen das System zu folgen (unsere eigenen Proleten haben sich ja leider stets geweigert sich „einzureihen“)
harrytisch2009
Juli 9, 2010
Wer hat denn gesagt, dass sie Schland zum SIEG verhelfen sollen?
Das Ziel muss sein, ein möglichst frühzeitiges Ausscheiden Schlands bei großen, internationalen Turnieren herbeizuführen, denn nur so kann schwarz-rot-goldener Patriotismus im Keim erstickt werden und das Proletariat weiter für den revolutionären Kampf gegen den Nachbarn begeistert werden, dessen Gras zwei Zentimeter höher wächst, gegen die Manager, deren Gehälter den Hartz IV Regelsatz übersteigen, gegen den Zionismus, der die Bevölkerungsexplosion auf Israels Marktplätzen und in Israels Schulbussen unterdrückt oder gegen die christlichen Fundamentalisten, die aus ihrem Aberglauben heraus die Entwicklung des Klassenstandpunktes hintertreiben und konterrevolutionäre Moralvorstellungen propagieren.
Zuwanderer sollen sich gar nicht erst mit dem kapitalistisch-faschistischen Großdeutschland und seiner regressiven Mittelschicht identifizieren, sondern lieber als Fremdhartzer aktive Umverteilung betreiben und als U-Bahn-Schläger und Intensivtäter den Reaktionären zeigen, dass ihr Widerstand gegen die führende Rolle der Partei und ihrer Elite (wie zB sozialistische Studienräte, JournalistInnen, Studierende, EmanzInnen, FeministInnen. PolitikerInnen und BeamtInnen) notfalls auf sehr entschlossene Weise gebrochen werden würde.
2010sdafrika
Juli 8, 2010
Ich kann die Niederlage immer noch nicht fassen, einfach unvorstellbar. Jogi Löws hätten den Sieg sehr verdient!
Wer sich umfassend über Südafrika und die WM informieren möchte, dem empfiehlt sich ein Blick in das Südafrika-Portal:
http://2010sdafrika.wordpress.com/
Elisabeth
Juli 9, 2010
Genosse hillspencer, wie kommst Du denn darauf, dass hier irgendetwas nicht ernst gemeint sein könnte? Besonders Genosse politbuerokrat ist für seinen fast schon blutigen Ernst berühmt. Und das mit Deinem Nickname musst Du noch überdenken. Und sei Dir sicher, man kann nicht nur alles und jeden politisieren, man muss das sogar. Das erfordert die Wachsamkeit im Kampf für die Befreiung des Volkes. Sogar hinter einfachem Klamauk kann die Konterrevolution lauern.
hillspencer
Juli 9, 2010
Ihr habt eure Nicknamen und ich meinen – das ist Demokratie, jeder kann sich seinen aussuchen. Ich frage mich wovon ihr „das Volk“ befreien wollt und wie? Vieleicht will das Volk ja auch gar nicht befreit werden.
Wenn ich alles und jeden politisiere, geht die freie Meinung und die Objektivität flöten.
Wenn ich das hier richtig verstehe zählt hier nur eine Meinung – eure, oder?
politbuerokrat
Juli 9, 2010
Nein, demokratie ist nicht wildwuchs bei nicknamen. Demokratie ist, wenn demokratisch legitimierte repräsentantInnen des volkes den nicknamen durch verwaltungsakt festlegen lassen. Und was soll „das Volk“ bedeuten? Sie tun ja so, als hätten sie oder ich einen eigenen willen, der unabhängig von den politisch-gesellschaftlichen interdependenzen ist, in denen das volk steckt. Das ist unwissenschaftlicher mystizismus und überholter bürgerlicher liberalismus.
Objektivität? Rudi dutschke hatte gewarnt, dass man durch seinen begriffslosen objektivismus das zu emanzipierende subjekt erschlägt. Dem schliesse ich mich an.
Im übrigen brauche ich Ihnen gar nichts mehr zu erklären, weil ihre Bemerkung zu dem Schiedsrichterbild gezeigt hat, dass Sie mit uns einer Meinung sind.
Karl Eduard
Juli 9, 2010
Was zählt, ist immer die Meinung der Partei, Genosse hillspencer, denn sie hat uns alles gegeben, Sonne und Wind und sie geizte nie. Wo sie war, war das Leben. Was wir sind, sind wir durch sie. Sie hat uns niemals verlassen. Fror auch die Welt, uns war warm. Uns schützt die Mutter der Massen. Uns trägt ihr mächtiger Arm. usw. usf.. Und deshalb darf sich die freie Meinung natürlich in dem Rahmen bewegen, den die Partei vorgibt, wobei sie ganz schön großzügig ist, das mußt auch Du zugeben. Aber nur wenn Du willst.
Was sich allerdings nicht in den Grenzen bewegt, die die Partei der freien Meinung setzt, das ist verboten und wird mit Ausgrenzung, gesellschaftlicher Ächtung oder Freiheitsstrafe verfolgt. Ich kann nur hoffen, Du bist Dir dessen bewusst?
hillspencer
Juli 9, 2010
Wenn jemand anderes für mich festlegt, wie mein Nickname ist, dann ist das Demokratie? Allein das Wort „Verwaltungsakt“ zeigt die begrenzte Demokratiefähigkeit auf. Und ich habe einen eigenen Willen, der mich zum Beispiel das hier schreiben lässt – denn rein ploitisch ist dieser Blog für mich eine lustige Randnotiz in der Welt der Politik.
Aha, die Partei legt meine Meinung fest und wenn ich diese verlasse oder davon abweiche werde ich geächtet und bestraft – hatten wir das nicht schonmal von 1933 – 1945 und in abgeschwächter Form von 1949 -1989. Ist bekanntlich danebengegangen und wurde vom Großteil des Volkes abgelehnt. Gleichschaltung fällt mir dazu ein.
Es wird schon seinen Grund haben, warum unsere Demokratie länger besteht als die anderen beiden Systeme zusammen…
Karl Eduard
Juli 9, 2010
Oh nein, das ist nicht danebengegangen. Es wird nur in raffinierterer Weise fortgeführt. Ja, viele Leute merken es nicht einmal, daß sie die Lehren der Partei verbreiten und sind sich sicher, es wäre ihre eigene freie Meinung. Deswegen gibt es ja die geordneten Medien, Fernsehen, Rundfunk, Zeitungen und Zeitschriften, mit denen die Partei unermüdlich ihre Theorien unters Volk bringt, um eine freundliche und bessere Welt für uns alle zu erschaffen.
Das mit Deinem Nickname, lieber Genosse hillspencer, das kann die Partei sicher tolerieren, wenn sie erst einmal darüber beraten hat.
politbuerokrat
Juli 9, 2010
Demokratie und privatautonomie –das bürgerliche „recht“, in selbstabgrenzung von der gesellschaft ohne zu fragen irgendwelche sachen zu machen, die in wahrheit politisch sind– sind zweierlei! Kritische denkerInnen wissen nämlich: Das private ist politisch. Auch auf dem lokus!
Ihre geringschätzung der verwaltung lässt auf anarchistische oder liberale umtriebe schliessen, bietet die verwaltung doch vielen parteigenossInnen wohlklimatisierte, saubere sitzende arbeitsplätze, wo man nicht zuviel denken muss und trotzdem seinen willkürspielraum gegen politisch verdächtige subjekte hat.
Und wer die ddr mit dem nazi-faschismus vergleicht, verharmlost ihn, weil die ddr ja harmlos war.
hillspencer
Juli 9, 2010
Gut, dann werde ich die Entscheidung der Partei mal abwarten und mir das Recht vorbehalten es zu akzeptieren oder nicht. Das mit der Verbreitung der Theorien nehme ich mal als Info hin, die ich nicht recht glauben kann – es ist halt der Winkel mit dem es sieht bzw. wie man es eben sehen will.
Ich werde daran denken wenn ich das nächste mal auf dem Ko sitze und vor dem politisch korrekten umd mit der Partei abgestimmen Spülvorgang ein gepflegtes „Rot Front“ hinterherrufen. Meine „Umtriebe“ sind weder das eine noch das andere, aber mein freier Geist lässt mir den Freiraum für mehre Betrachtungensweisen.
Ich empfand die DDR auch als harmlos – ich war damals 12. Doch soviel Licht kann man gar nicht mitbringen, damit die DDR hell strahlt. Einiges war gut, aber leider auch viel falsch.
So liebe Genossen, ich bin dann raus und bedanke mich für die Dikussion und hoffe auf eine Info wenn die Weltrevolution startet – damit ich rechtzeitig mein (rotes) Pioniertuch ummachen und Ernst Busch in den CD-Spieler legen kann. Ich werde jetzt wieder meinen kapitalitisch-imperalitischen Tätigkeiten nachgehen – Geld verdienen.
aron2201sperber
Juli 9, 2010
mir kommt vor, Genosse Spencer ist nicht mit dem notwendigen Ernst bei der Sache…
aber vielleicht ist er auch gar kein richtiger Genosse, sondern ein imperialistischer Agent, der sich hier eingeschlichen hat?
rotlichtbestrahlung
Juli 9, 2010
ROFL
Lieber Hillspencer, freier Geist, freie Meinungsäußerung, gegen Gleichschaltung… ts, ts, ts.
Sie sind mir ja einer. Vielleicht finden Sie ja in der Thought Criminals Spalte rechts, Blogs die besser zu Ihnen passen…
So allerseits, ich verabschiede mich in meinen mit Blut und Schweiß an den Ketten der kapitalistischen Ausbeuter erarbeiteten Urlaub. Selbstverständlich ins sozialistische Ausland. Freiwillig auferlegte Reisebeschränkung!
Freundschaft!
Karl Eduard
Juli 9, 2010
Auch ein Thälmannpionier kann seinen Mann stehen. 🙂
netzwerkrecherche
Juli 12, 2010