Nennt sich eine Publikation „The European“, dann sollte mensch_in eigentlich davon ausgehen, dass deren Verantwortliche damit nicht nur im Sinn hätten, auszudrücken, dass sie zufällig hier und nicht im australischen Outback oder in der Antarktis ihr Frühstücksbrot schmieren, CO2 ausatmen, ihre Notdurft verrichten oder eben auch Zeitungsartikel schreiben. Mensch_in sollte meinen können, es wäre mit diesem Titel auch zumindest ansatzweise ein Bekenntnis zu all dem verbunden, was Europa groß gemacht hat, in den Mittelpunkt der Geschichte treten ließ und was ihm bleibende Macht und Stärke sichert: Nämlich das Bekenntnis zu einem Staatsverständnis, das dem Einzelnen die Last der Entscheidungen von den Schultern nimmt, das die Bedürfnisse der Menschen besser kennt als diese selbst und aktiv Bewusstseinsarbeit betreibt – kurz: das Bekenntnis zum Sozialismus!
Stattdessen fällt immer wieder auf, dass der „European“ genau das Gegenteil europäischer Interessen und Werte vertritt und Persönlichkeiten mit problematischen Auffassungen zu Wort kommen lässt, die sich zwischen einer Apologie des Terrors der Finanzmonopole und dem reaktionären Einpeitschertum regressiver kleinbürgerlicher Kriegshetzer bewegen.
Jüngstes Negativbeispiel: Ein Interview mit der scheidenden Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch. Nicht nur, dass diese zionistische Agitationsplattform regelmäßig mit Hetze gegen die Partei der Arbeiterklasse und jene der kritischen Intelligenz aufhorchen lässt, auch fortschrittliche Sozialist_innen aus national gesinnten Zusammenhängen und aufrechte Antizionist_innen mit Migrationshintergrund beginnen regelmäßig hyperzuventilieren und machen die Macht und den Einfluss dieser Institution für das schlechte Wetter, Störungen des eigenen Wohlbefindens, für die Zunahme von Obstipation, Arschjucken, Hämorriden oder Impfschäden verantwortlich.
Im „European“-Interview bestätigt Frau Knobloch einmal mehr, dass sie nicht fortschrittliche, europäische, sondern nur zionistische Perspektiven im Auge hat, wenn sie sich beispielsweise für „Patriotismus“ und die „Wiederverwurzelung der Menschen in Traditionen“ ausspricht. Beides sind bekanntlich – neben Religion, Privateigentum, Monogamie, Krieg oder Countrymusik – Erfindungen der herrschenden Klasse, die dazu dienen sollen, die Massen an der Entwicklung eines gefestigten Klassenstandpunktes zu hindern und ihnen damit die Möglichkeit vorzuenthalten, auf diese Weise die ausbeuterischen Strukturen der gesellschaftlichen Verhältnisse in Punkto Produktion, Emanzipation, Sexualrepression oder Gendervorurteile kritisch zu hinterfragen.
Wer sich – wie Frau Knobloch – heute über Tore der deutschen Fußballnationalmannschaft der Männer freut, wird morgen schon mit in das Kriegsgeschrei einstimmen, das im Auftrag der Yankees und der zionistischen Hochfinanz gegen Länder und Kulturen wie jene des Iran, der Taliban, des Genossen Chavez, des Genossen Kim, des Genossen Mugabe oder aller anderer fortschrittlichen Kräfte ertönt, die bedingt durch ihre größere Nähe zur matriarchalischen Gesellschaft des Urkommunismus dem spätkapitalistischen Westen moralisch überlegen sind und deshalb zum Schweigen gebracht werden sollen.
Gleichzeitig spricht sie sich gegen alle Versuche aus, kulturelle Konflikte auf friedliche Weise, wie etwa durch die Pflege einer – europäischen und sozialistischen – Verbotskultur gegenüber Erscheinungsformen religiösen Aberglaubens (wie Kopftuch-, Burqa- oder Moscheenverbote), zu lösen. Das allein beweist, dass es ihr nicht um das friedliche Zusammenleben von Kulturen geht, sondern um den Mehrwert der Ausbeuterklasse.
Diese gefährliche politische Romantik weist nicht nur eine Nähe zu reaktionärer deutschtümelnder Demagogie auf, sondern dient auch als Rechtfertigung für die unsäglichen Diffamierungen friedlicher Friedenskämpfer_innen wie in Gaza oder auf der Freedom Flottilla bzw. deren heimischen Unterstützer_innen. Kritik an zionistischer Okkupations- und Apartheidpolitik wird als unsachliches „Israel-Bashing“ abgetan, Enthüllungen fortschrittlicher Journalist_innen und NGOs wären nur „Ereifern in Kritik an jüdischem Staat“.
Dabei hat erst am Wochenende die Partei der kritischen Intelligenz wieder deutlich gemacht, was wirklich Sache ist: Nämlich, dass die israelische Regierung gezielt durch ihre Siedlungspolitik eine Verhandlungslösung blockiert.
Als künftige führende Partei in der Transformation des großdeutschen Spätkapitalismus hat die Partei der kritischen Intelligenz deutlich gemacht, woran es wirklich krankt:
“In zunehmendem Maße werden NGOs aus dem Friedenslager sowie arabisch-stämmige Mitglieder in der Knesset in ihrer Arbeit behindert, und kritische Stimmen sehen sich öffentlichen Einschüchterungskampagnen ausgesetzt. Die Situation der Israelis mit arabischem bzw. palästinensischem Hintergrund hat sich unter der Regierung Netanjahus weiter verschlechtert. [..]
Der Bau der völkerrechtswidrigen Siedlungen wurde intensiviert. Vielfältige Reisebeschränkungen und Bewegungshindernisse schnüren die Bewegungsfreiheit ein und machen eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung unmöglich. [..]
Gewalt und Willkür Israels unterminieren seit Jahrzehnten die Dialog- und Kompromissbereitschaft auf palästinensischer Seite. [..]
Die 1,5 Millionen PalästinenserInnen im Gazastreifen sind faktisch eingesperrt. [..]
Der Bevölkerung, zur Hälfte Kinder und Jugendliche, wird systematisch eine nachhaltige Entwicklung unmöglich gemacht. Die Blockade hat ein Ausmaß an menschlichem Leid hervorgerufen, das die VN als eine ‘Krise der Menschenwürde’ bezeichnen.
Die Blockade des Gazastreifens ist eine Kollektivstrafe und damit völkerrechtswidrig. [..]
Die Isolation stärkt radikale IslamistInnen [!] und schwächt die Arbeit der Vereinten Nationen im Gazastreifen. [..]
Der Gazakrieg Anfang 2009 hat die Ausgangslage für eine friedliche Konfliktregelung weiter verschlechtert.”
So und nicht anders sind die Fakten. Und wenn nicht nur die Partei der Arbeiterklasse und die Partei der kritischen Intelligenz in Deutschland, sondern unter anderem auch die UNO, die EU-Kommission, die kulturelle Elite von Hollywood bis zum Prenzlauer Berg, die fortschrittlichen Medien, die New York Times, die Administration Obama und die „Deutsche Stimme“ der NPD es so sehen, dann muss es ja auch so sein.
Wir können dem Zentralrat im Interesse der Stabilität des Geduldsfadens der fortschrittlichen Kräfte im Lande, die ab 2013 an der Regierung sein werden, nur wärmstens empfehlen, eine konsensfähige Persönlichkeit zur Nachfolgerin von Charlotte Knobloch zu nominieren – eine Persönlichkeit, mit der etwa auch der Genosse Norman Paech, die Genossin Claudia Roth, der Genosse Yavuz Özuguz oder die Kameraden Detlef Nolde, Reinhold Oberlercher usw. leben könnten: Wir hätten dabei konkret etwa an die Genossin Evelyn Hecht-Galinski oder den Genossen Abraham Melzer gedacht.
Abschnittsbevollmächtigter
November 25, 2010
Hecht-Galinski? Melzer? Ja ist denn der Zentralrat der Juden immer noch nicht so weit, sich zur Abwechslung auch mal von einem Genossen Moslem führen zu lassen? Vielleicht könnten die Hamas-Genossen aus dem Gaza-Streifen im Zuge der sozialistischen Hilfe einen ihrer Genossen für diese Aufgabe nach Deutschland delegieren. Wenn die Zionisten sich zieren, zeigt das ja nur mal wieder ihren diskriminatorischen Rassismus.
Ku Klux Klan
November 26, 2010
Wir haben gerade auf der Halbjahresversammlung beschlossen dass der Sozialismus auch für unsere Organisation die Zukunft ist, ich darf bekannt machen, ab jetzt hängen wir keine Afroamerikaner_innen mehr auf. (Ausser sie unterstützen den Klassenfeind.)
Auch Jud_innen haben nichts mehr zu befürchten unsere Aufmerksamkeit gillt nun den Zionist_innen.
Wir freuen uns dem internationalen Kampf gegen den Zionismus beizutreten.
Sozialistische Grüsse
harrytisch2009
November 26, 2010
Weise Entscheidung, Genoss_innen Kamerad_innen, auch wenn wir sie längst vorausgeahnt hatten. Die gemeinsame Wurzel nationaler und internationaler Sozialist_innen im Darwinismus lässt sich ebensowenig kappen wie die gemeinsame Wurzel der Ausbeutung und Entfremdung im monotheistischen christlich-jüdischen Aberglauben.
Die Transformation der Gesellschaft in Richtung Kultursensibilität habt Ihr ja schon vorvollzogen. Wenn wir es jetzt noch schaffen, Euch im Rahmen der Weltrevolution als Verantwortliche für das parteigebundene Modedesign zu protegieren, tragen auch Männer endlich eine Art Burqa und kann auch auf diesem Wege endlich Gendergerechtigkeit hergestellt werden!
Karl Eduard
November 27, 2010
Wer ist Frau Knobloch? Der einzige Rat mit Machtbefugnis ist der Arbeiter -, Bauern – und Soldatenrat statt dieses reaktionären, selbsternannten Zentralrates der Juden in Deutschland. Und wer hat denn den Genossen Stalin langsam vergiftet?
Andreas
November 27, 2010
Ich finde es nicht so gut dass ihr mit den Positionen die ihr bezieht die anderen gemässigten Sozialisten in ein ungünstiges Licht rückt.
Wir sind nicht mehr in der DDR, der Sozialismus muss heute anderst angepackt werden als damals, bitte versucht etwas zeitgemäßer zu sein sonst kriegen die Leute ja Angst vor uns.
Auch wenn ich bei vielen Dingen eurer Meinung bin, man kann es halt so nicht mehr sagen heutzugtage, bitte denkt darüber nach.
politbuerokrat
November 27, 2010
Das ist ja auch richtig, dass die kapitalisten und ausbeuter angst vor uns kriegen. Wie schon Karl Marx sagte: „Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern.“
Wir sind uns doch einig, dass die herrschende bürgerliche gesellschaftsordnung umgestossen werden wird, wie es zuvor die feudalistische in der französischen revolution geschehen ist, ja? Also, dann ist doch auch klar, dass das ganze nur mit blutvergiessen gehen wird, und zwar mit dem blut der ausbeuter und unterdrücker.
Karl Eduard
November 28, 2010
Gemäßigte Sozialisten, was soll das sein? Leute, die zwar den Sozialismus wollen, also gesellschaftliches Eigentum an Produktionsmitteln aber auch gleichzeitig volle Regale?
kroraina
November 28, 2010
Genoss_In Andreas,
dir ist ein bedauerlicher Irrtum unterlaufen, denn das Autor_innenkollektiv Hilde Benjamin erkennt den Führungsanspruch der so genannten Partei der kritischen „Intelligenz“ an und damit gehört das das Autor_innenkollektiv zu den gemässigten Sozialisten, bzw. die letzteren gehören dem Autor_innenkollektiv, denn jenseits des Autor_innenkollektivs kann es keine gemässigten Sozialisten geben.
Es ist offensichtlich eben die Anerkennung des Führungsanspruch der so genannten Partei der kritischen „Intelligenz“, welcher unzeitgemäss und angsteinflössend ist, wie du dich auszudrücken beliebst. In der Tat können wir das nachvollziehen, wir, die von der ÜMKV eingesetzte Tschekist_innenbrigade Vladimir I. die im diametralen Gegensatz zu den Revisionist_innen, Opportunist_innen und Zentrist_innen des offensichtlich menschewiki’schen Autor_innenkollektiv selbstverständlich an den von den Propheten Murx, Engels, Ezechiel, Hoschea und Uljanov und dem ehrenwerten Genoss_in Иосиф Виссарионович Джугашвили überlieferten heilgen Schriften festhält. Amen.
Und noch eines sei dir vergewissert, Genoss_In Andreas, wir nehmen die deine Ängste, denn wir, die von der ÜMKV eingesetzte Tschekist_innenbrigade Vladimir I., können den Tag nicht erwarten, an dem wir endlich unter lautstarkem Jubeln der ÜMKV und ÜMKW (überwältigende Mehrheit klassenbewusster Werktätiger) die Klassenfeinde der so genannte Partei der kritischen „Intelligenz“ in ihr spezielles gelobtes Land deportieren werden. In den Weiten der Kamchatka können die verkommensten Elemente der Dekadenzbourgeoisie dann ja ihren Führungsanspruch gegen ihre bisherige Lobby, die Kinder- und Ziegenficker, verteidigen, die wir selbstverständlich allesamt ebenfalls in den sibirischen Winterurlaub schicken werden.
Hoch lebe die internationale Solidarität mit den friedliebenden Kellerassel_innen – Nieder mit den Amöb_innen und allen anderen Revisionist_innen!
Mit sozialistischen Grüss_innen
Genoss_in Vladimir Ilyich Kroraina