Auch wir sind Pro-Lifer!

Posted on Februar 14, 2011 von

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Die Überschrift auf Seite 4 der heutigen Printausgabe der „Schweriner Volkszeitung“ ließ im ersten Augenblick bei uns die Alarmglocken schrillen.

„Engagiert für das Leben“ – das klingt doch verdächtig nach dem Affen Bush, Sarah Palin, fundamentalistischen Bibelschwingern, Countrysängern, Finanzmonopolisten, Kriegstreibern und anderem Ungeziefer, das seine regressiven und faschistoiden Vorstellungen von wegen „Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen“ – regelmäßig eine Umschreibung für Entsolidarisierung und Ablehnung staatlicher Verteilungspolitik – auch auf das von bürgerlichen Hemmungen befreite, menschliche Triebleben angewendet wissen will. Mit der Konsequenz, dass der Frau ihre Reproduktionsrechte verweigert werden sollen und fortschrittlichen Kräften wie „Planned Parenthood“ oder den Genossen Tiller oder Gosnell die Möglichkeit genommen werden soll, an Ungeborenen Zellhaufen das zu proben, was eines Tages allen Elementen blühen wird, die es noch wagen sollten, der freien Entfaltung des klassenbewussten Proletariats, der kritischen Intelligenz und den Richtlinien der Partei im Wege zu stehen.

Wir hatten also vorschnell den EKD-Pastor i.R., Lutz Jastram, verdächtigt, sich mit diesen Parasiten, Untermenschen, Nazis und Taliban, die das Wort „Lebensschutz“ in den Mund nehmen, gemein zu machen.

Der nähere Blick auf den Text unter der Überschrift hingegen sollte uns eines Besseren belehren. Er hatte nämlich mitnichten versucht, gegen die Liberalisierung der Schwangerschaftsunterbrechung anzustinken, sondern vielmehr den „Tod auf Rädern“ angeprangert – womit auch nicht etwa angeheiterte Autofahrer gemeint waren, die couragiert ihren Lappen abgeben, sondern „der Castortransport von Karlsruhe mit der tödlichen Atomlast“, der demnächst in Richtung Lubmin unterwegs sein wird und für friedliche Proteste engagierter Umweltschützer_innen sorgt.

Wir sind sehr beeindruckt davon, wie selbst Altpastor_innen der EKD bereitwillig ihre Lektionen in Newspeak und Doublethink pauken, die Umwertung aller Begriffe und Werte und deren Wandlung in eine fortschrittliche Bedeutung nach den Direktiven der Partei unterstützen. Wir bewahren den Planeten auf für die künftigen Generationen, die es auf Grund unserer sexuellen Befreiung, aktiven Bevölkerungspolitik, Klimaschutzanstrengungen und unseres Unwillens, unsere emanzipatorischen Errungenschaften für irgendwelche CO2-emittierenden Bälger in Frage zu stellen, nicht mehr geben wird. Wie klasse, dass so genannte Volkskirchen dabei mitmachen, statt sich auf das Wirken eines nicht existenten „Gottes“ zu verlassen, der Menschen mit der Fähigkeit ausgestattet hätte, neue Technologien zu entdecken…

Dass die Behörden Transporte wie den Castor genehmigen, ist eine Kriegserklärung an die Massen und zeigt, wie sehr die Bundesregierung dem Versuch der Atomkonzerne hörig ist, den Planeten zu vernichten. Die Mär von den angeblich „sicheren“ westlichen Atommeilern sollte bereits im Kalten Krieg Zerwürfnisse zwischen Moskau und der kritischen Intelligenz im Westen schüren. Dass die CIA und der Mossad dazu selbst vor Anschlägen wie jenen auf das fortschrittliche, sichere und technologisch hochwertige AKW in Tschernobyl nicht zurückschrecken, unterstreicht einmal mehr, dass die kritische Intelligenz zu Recht nur gegen westliche Schrottreaktoren und westliche Atompolitik vorgeht – und nicht gegen die friedliche Nutzung der Kernenergie in sozialistischen Staaten oder dem Iran.

Genauso, wie es berechtigt war, dass die Friedensbewegung nur den imperialistischen Westen abrüsten wollte. Leider konnten damit faschistische Kräfte wie der schießwütige Cowboy Reagan nicht an ihrer aggressiven Kriegspolitik gehindert werden, die am Ende auch verhinderte, dass die Berliner Mauer als Ausdruck einer gewachsenen politischen Kultur in Deutschland respektiert wurde – wie es eigentlich kultursensibel gewesen wäre.