Franziska Brychcy in den Landtag!

Posted on September 7, 2011 von

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Es fiel angesichts der Vielfalt an fortschrittlichen Kräften, die zur Berliner Abgeordnetenhauswahl antreten, nicht leicht, seitens des Autor_innenkollektivs Dr. Hilde Benjamin und des Bluthilde-Blogs eine klare Wahlempfehlung auszusprechen. Mittlerweile sehen wir allerdings zwingende Gründe, bei aller Sympathie zu der Fülle anderer aufrechter sozialistischer Wahlvorschläge doch eindeutig die Partei der Arbeiterklasse und dabei vor allem ihre Kandidatin, die Genossin Franziska Brychy, als offizielle Bluthilde-Kandidatin zu unterstützen.

Der Grund liegt in der Klarheit, mit der die Genossin den Klassenstandpunkt gegenüber regressiven Diversanten zu artikulieren vermag und den unbedingten Willen, durch persönliches Vorbild und klare Ansagen die gesellschaftspolitische Bewusstseinsarbeit in einer Weise in den Vordergrund zu stellen, in der sie viele andere Sozialist_innen aus falscher Scham oder politischem Kalkül nicht offen zu betreiben wagen.

Die Genossin lebt und atmet den proletarischen Geist der Klassiker und unterstreicht als Studentin der Politikwissenschaften, dass die intellektuelle Elite als per definitionem bewussteste und fortgeschrittenste Trägerin des Klassenstandpunktes die Aufgabe hat, die Arbeiterklasse zu führen und zu leiten, da diese vielfach noch nicht reif genug ist, um ihre wahren Bedürfnisse zu erkennen und wie tief viele selbst ihrer politisch gefestigteren Elemente noch im falschen Bewusstsein verharren, wenn es um die grundsätzliche Kritik bürgerlicher Lebensweise geht.

Genossin Brychy hat von allen Befragten auf abgeordnetenwatch.de am Klarsten jedwedem Versuch eine Absage erteilt, die Bemühungen der Ingenieur_innen der Seele im Berliner Bildungswesen zu diskreditieren, bereits Grundschüler über „sexuelle Vielfalt“ sowie „Rollenbilder von Männlichkeit und Weiblichkeit“, „Zusammenleben unterschiedlicher Geschlechter“ und von „unterschiedlichen Familienformen, die sich wandeln, ergänzen und entwickeln“ aufzuklären. Diese fächerübergreifende Offensive für verpflichtenden staatlichen Sexualunterricht ist aus unserer Sicht ein längst überfälliges Unterfangen, wie nicht zuletzt die Problematik der massiv steigenden Zahl an Teenagerschwangerschaften unter Grundschülern zeigt.

Die Genossin ist auch in ihrem persönlichen Lebenswandel ein Beispiel für den Neuen Menschen, der nach der Zersetzung auch noch der Reste an übrig gebliebenem bürgerlichem Bewusstsein den Sozialismus 2.0 aufbauen wird, der aus der vorübergehenden Restauration der kapitalistischen Produktionsverhältnisse gelernt hat, dass es der Fortschritt nicht nur gebietet, wie in der DDR die Eigentums- und Besitzverhältnisse an Produktionsmitteln zu reformieren, sondern dass alles, was im falschen Bewusstsein aufgewachsenen Menschen wert und teuer ist, so weit herabgewürdigt werden muss, dass sie nicht mehr den Willen und die Kraft finden, dafür zu kämpfen.

Eine „polyamore“ – „Liebe“ gibt es im Sozialismus ja immer noch, nur wird diese begrifflich eben auf „Liebe machen“ reduziert – Partnerschaft mit zwei Männern, die Genossin Brychy unbestätigten Gerüchten zufolge auf dem Ball des Berliner Sehgeschädigtenverbandes kennen gelernt haben soll, und vier Kinder im Haushalt, von denen Beobachter vermuten, sie wären im Zuge der kürzlich in der Sozialistischen Islamischen Volksrepublik Großbritannien in statu nascendi durchgeführten Margot-Honecker-Gedächtnisaktion an Genossin Brychy umverteilt worden: Das alleine schon zeigt, dass die Elite der Kulturschaffenden wie die Genossin Charlotte Roche in ihr jetzt auch über einen politischen Arm verfügt.

Die Genossin Brychy hat auch erkannt, dass die Überwindung bürgerlich-regressiver Einstellungsmuster und konterrevolutionärer Sentimentalitäten nicht erst dort einsetzen darf, wo es um die politische Bewusstseinsbildung geht. Vielmehr macht sie deutlich, dass bereits die bloße Behauptung eines elterlichen Erziehungsrechts die Wurzel von Faschismus, Krieg, Verteilungsungerechtigkeit, Erderwärmung und Countrymusik ist.

Und – um es mit Meat Loaf zu sagen – „she took the words right out of our mouths“: „Ich lehne Scham als Konzept grundsätzlich ab. Sie wird Menschen anerzogen, um sich schlecht und schuldig zu fühlen. Doch kein Mensch ist schuldig, weil er nackt ist oder Sexualität ausleben möchte. Die systematische Unterdrückung kindlicher Nacktheit und Sexualität und völlig unnötige Anerziehung von Schamgefühlen ist eine extreme Menschenrechtsverletzung, die den Kindern in unserer Gesellschaft von klein auf angetan wird. Ich werde mich dafür einsetzen, dass sich Kinder als starke, selbstbewusste Persönlichkeiten frei entwickeln können, ein positives Körpergefühl genießen, sich und andere respektieren, ihre Bedürfnisse ausleben und sich selbst verwirklichen können.“

Wir brauchen mehr von diesen Genoss_innen, die klare Worte nicht scheuen. Bürgerliche Hemmungen anzuerziehen, Selbstabgrenzung zu begünstigen oder Kindern Begriffe wie „Gut“ und „Böse“ beizubringen, ohne diese als bloße Mittel der herrschenden Klasse zu entlarven, die sozialen Ursachen für Ungleichheiten und Scheitern zu verschleiern, ist in der Tat eine Menschenrechtsverletzung, die nicht länger geduldet werden darf. Sogar noch schlimmer als adipöse Kinder zu haben, was in Großbritannien bereits ausreicht, um diese aus regressiven Elternhäusern zu lösen und in fortschrittlichere Hände zu übergeben.

Endlich mal eine "Die Linke"-Politikerin, die nicht rumlaviert, sondern offen sagt, was Sozialismus anstrebt.

Hätte denn beispielsweise der Genosse Stalin die demokratische Bodenreform in der Ukraine jemals umsetzen können, wenn ihn anerzogene Scham- oder Schuldgefühle geleitet hätten? Wäre der Genosse Mao auf seinem „Großen Sprung“ nicht als Bettvorleger gelandet, hätte er Skrupel gehabt, sein Bedürfnis nach Eliminierung dem gesellschaftlichen Fortschritt im Wege stehender Kräfte auszuleben? Hätte der Genosse Pol Pot ein ökologisch nachhaltiges Gemeinwesen schaffen können, wäre seine Persönlichkeit nicht stark genug gewesen, um dem Verwesungsgeruch trotzen zu können, der ihn auf dem Weg in eine bessere Gesellschaft ständig umgab?

Die Genossin Brychy lässt sich durch reaktionäre Quertreiber nicht die Butter vom Brot nehmen: „Ich gehe daher sogar mit Ihrer Aussage konform, dass Kinder im hochsensiblen Bereich der Sexualität durch ungebetene Einwirkung Dritter seelisch sehr verletzt werden können, und zwar durch die eigenen Eltern, die ihnen von Anfang an Nacktheit verbieten, oder selbst ihr Geschlecht zu berühren oder in einen oder mehrere Menschen verliebt zu sein oder im Jugendalter ihre Sexualpartner frei auszuwählen und ihre Sexualität frei auszuleben… Sexual- und Werte-„erziehung“ ist daher weder Sache der Eltern, noch der Schule, sondern sollte ganz entfallen! Denn Kinder und Jugendliche entwickeln eigene Wertvorstellungen und jedes Kind lebt von Geburt an als sexuelles Wesen.“

In der Tat ist Sexualerziehung einzig und allein Sache der Partei! Und deshalb sollte sich diese auch nicht scheuen, auf den Erkenntnissen unserer offiziellen Bluthilde-Kandidatin, der Genossin Brychy, weiter aufzubauen und ganz offiziell ein revolutionäres Konzept zur endgültigen Überwindung anerzogener regressiver Vorurteile zu unterstützen.

Es wäre endlich an der Zeit, Kinder unmittelbar nach der Geburt aus ihrer Herkunftsfamilie zu entfernen, in revolutionäre, fortschrittliche Kommunen, Wohngemeinschaften und Odenwaldschulen zu schicken und dort theoretisch und praktisch in sexueller Vielfalt und Toleranz zu schulen. Im Alter von 18 Jahren können sie dann immer noch frei entscheiden, ob sie zu ihren biologischen oder sozialen Eltern zurückkehren wollen oder lieber in den gewohnten fortschrittlichen Lebensrealitäten zu verbleiben, die durch die Partei und ihre Bewusstseinsarbeit geschaffen wurden.

Um dies endlich durchzusetzen und auf diese Weise Krieg und Ausbeutung zu verhindern, gibt es für revolutionäre Sozialist_innen am 18.September nur eine Wahl: Die Partei der Arbeiterklasse und ihre Kandidatin, die Genossin Franziska Brychy!